Im Musikgarten. Oder: Die musikalische Frühförderung

Ja, auch unser Kleiner gehört zu den Kindern, die mit wenigen Monaten bereits gefördert wurden, was nur zu fördern war. Die erste Stunde im Musikgarten bei der Kathi ist schon so lange her, da gab es noch gar kein Elterntagebuch und somit, leider, leider, auch keine Aufzeichnungen. Zu vermuten ist allerdings, dass unser kleiner Held damals weder gehen, noch stehen, noch reden konnte. Jetzt werden die hemdsärmeligen Pädagogenskeptiker gerade die Augen rollen: 

Warum nimmt man die Kinder in den Musikgarten, wenn sie noch gar nicht singen können? Die Antwort auf diese Frage ist mir erst letztens klar geworden, als ich mal wieder beim Musikgarten teilnehmen durfte:

Beim Musikgarten geht es nämlich gar nicht darum, dass die Kinder mitsingen, sondern nur darum, dass die Eltern eine halbe Stunde lang unterhalten werden!

Der Musikgarten der unter 1-Jährigen unterscheidet sich nämlich kaum vom Musikgarten der über 2-Jährigen: Die Kathi müht sich ab, trällert ein Lied nach dem anderen, die Mamas und Papas singen beherzt mit. Und die Kinder? Die Kinder klopfen zwar auf ihre Musikhölzer, schauen sich dabei aber grinsend an und lachen und freuen sich, wie sich ihre Eltern zum Kasperl machen. Die Eltern hüpfen und tanzen um ihre Kleinen herum, sie stampfen mit den Füßen, sie werfen bunte Tücher durch die Lüfte und sie haben einen Heidenspaß dabei. Die Kinder schauen staunend zu, zu was ihre Mamas so fähig sind. Und so haben alle etwas davon: Denn je mehr sich die Eltern freuen, desto ausgeglichener sind auch die Kinder nach dem Musikgarten.

Ob es tatsächlich Kinder gibt, die die, allesamt pädagogisch wertvollen Lieder, zu Hause nachsingen, weiß ich nicht. Unserer definitiv nicht.

Den habe ich letztens erwischt, als er beim puzzeln „Eisgekühlter Bommerlunder“ sang. Ich dachte zuerst, mich verhört zu haben. Aber da saß ein konzentriert puzzelndes Kind und sang in heller Piepsstimme: „Ein belegtes Brot mit Ei – Ei! Ein belegtes Brot mit Wurst – Wurst!“ Ich wollte natürlich nicht in die musikpädagogische Frühförderung eingreifen und habe ihm die leichten Textschwächen verziehen. Ob die Toten Hosen es gutheißen würden, dass unser Kind als Lieblingslied Nummer 2 „FC Bayern, Stern des Südens“ gerne mitsingt, will ich nicht beurteilen.

Weitere Lieder, die inzwischen zu Hause gesungen werden: „Ankt Mati – Ahankt Mati!“, sowie „Nigolo bum bum“ und die Mitklatsch-Passage bei „Lasst uns froh und munter sein!“

Unser Wuzi Nummer zwei, der sich, viele lesen wohl nur noch mit, um News zu erfahren, immer noch im Bauch der Mama befindet, wird nicht mehr früh gefördert: Da das Beschallen von Kind Nummer Eins im Bauch mit Mozart dazu geführt hat, dass das Kind mit zweieinhalb auf Tote Hosen und FC Bayern-Songs steht, wollen wir uns die pseudoklassiche Früherziehung diesmal sparen.

Oh, mein Gott, ich frage mich gerade, was der Kleine mit sechzehn für Musik anhören wird. Ich will es gar nicht wissen… Dann doch lieber „Hannes aus der Knopffabrik“ im Musikgarten!

Eine Stunde im Pekip: Hier klicken

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