Geburtstagsfeier - Vision und Wirklichkeit

Seit Wochen fieberte unser kleiner Held dem ersten Großereignis seines Lebens entgegen: Ich spreche nicht von der Europameisterschaft, sondern von seinem vierten Geburtstag. VIER! Wir Erwachsene machen uns ja keine Vorstellung, welch ein Quantensprung das ist, von Drei auf Vier. Von einem Tag auf den anderen um eine Zahl zu altern, die um ein Drittel größer ist als die letzte. Hieße in meinem Fall, ich würde am 23. September diesen Jahres plötzlich 49!

Ein weiteres Beispiel, wie alt man sich mit vier Jahren fühlen muss: Eine Mama ist in Bastians Augen ungefähr sieben Jahre alt. Und eine Oma schon neun! Oder so alt, dass man es nur mit einer Fantasiezahl beschreiben kann: Dreizehnundachtzig!

So ein vierter Geburtstag muss also richtig gefeiert werden. In der Theorie sieht das so aus: Bastian darf sich vier Freunde aussuchen, die eingeladen werden. Eine Mini-Feier also. Um Drei gibt es Kuchen, um Vier wird Sackhüpfen, danach Dosenschmeissen und anschließend Topfklopfen gespielt. Um Fünf gibt es Würstchen.

Soweit die Vision. Das Problem beginnt schon bei den 4 Freunden, die im Laufe der Wochen regelmäßig wechselten. „Nein, der darf nicht kommen, der hat heute böse geschaut!“ Oder: „Ich will, dass der X und der Y und der Z kommen.“ „Aber das sind doch alles Vorschulkinder.“ „Genau!“

Als dieses soziale Minenfeld diplomatisch gelöst wurde, standen also vier Kinder vor der Tür. Dazu noch je ein bis zwei Eltern, dann noch die Onkel und Tanten und Neffen und Nichten… und natürlich Oma und Opa. Und als der Papa begriff, dass nicht vier kleine Jungs zu bespaßen waren, sondern eine gutgelaunte, hungrige Volksfestgesellschaft von 20 Köpfen, war alles zu spät.

 

Punkt 15 Uhr brach die Anarchie aus. Geschenke wurden aufgefetzt, Kinderkehlen schrien und jubelten über jedes einzelne Geschenk. Ein halbes Dutzend Kinder stürmte zur Tür, wenn es schellte und begrüßte die Neuankömmlinge, dann wurden wieder Geschenke aufgerissen und geschrien: „Wow! Ein Spiderman! Ohnein! Der Star Vader! Jippie, Feuerwehrmann Sam!“ Es wurde wie irre gespielt, durcheinander gelaufen, um das Rest-Spielzeug, das Bastian und Loni nicht beschlagnahmten, gekämpft. Ungeachtet dessen warteten die Erwachsenen auf Kaffee und Kuchen und um die Gemüter zu beruhigen, wurde erstmal Sekt ausgeschenkt. 

Nach dem Fest...
Nach dem Fest...

Dann stürmten die Kinder in den Spielkeller, wie die Heuschrecken fielen sie über das bereitgestellte Spielzeug her, spielten in gefühlten drei Minuten Sackhüpfen, Dosenschmeißen und Playmobilkisten ausschütten und stürmten dann wieder hoch noch ehe die gastgebende Mama Luftholen und den angedachten Programmpunkt verkünden konnte. 

Als endlich auch der letzte Elternteil die Anarchie akzeptierte, wurde es noch ein lustiger Geburtstag und das Topfklopfen funktionierte sogar fast regelkonform. Nachdem das erste Kind zielstrebig zum Ofen gelotst wurde, wo es mit dem Kopf gegen den Knauf knallte, brauchten die nächsten so lange, den einen Meter entfernten Topf zu finden, dass die Spielregeln umgekehrt wurden und der Topf einfach unter den klopfenden Kochlöffel geschoben wurde. Ausgerechnet das Geburtstagskind, bei dem man den Topf am schwersten versteckt hatte, fand ihn verdächtig schnell: Selbst ohne „Warm! Kalt!“-Rufe  robbte er zielstrebig genau auf den Topf zu: Bastian hatte herausgefunden, dass man ganz einfach durch die Binde hindurch lugen konnte. Wofür sich auch anstrengen?

Als der letzte Gast am Abend nach Hause ging, fiel den erschöpften Eltern ein Zitat der Großmutter aus Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater ein: „So schön die Feierei auch ist – am schönsten ist es, wenn sie vorbei ist!“

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