Bavarian Halloween

Bald ist wieder Halloween! Halloween, das ist in Bayern die Zeit, in der sich sämtliche konservative Kulturschützer extremst über amerikanisierte Unsitten echauffieren. Goldene Tage für Kabarettisten und Kolumnisten! Auch ich freu mich schon seit Wochen, mich endlich über das Thema aufregen zu dürfen! Allerdings reg ich mich weniger über Halloween in Bayern auf, als über alle Leute, die sich darüber aufregen.

Halloween in Bayern - Wie bayerisch ist Halloween?

Steckt nicht auch ein bisschen weißblaue Kultur in Halloween? „hɛloviːn“, wie wir es aussprechen, klingt ja zunächst eher nach eine Songzeile aus Falcos „Vienna Calling“. Tatsächlich kommt es von „All Hallows‘ Eve“, also dem Abend vor Allerheiligen. Und jeder, der jetzt behauptet, Allerheiligen sei kein urbayrischer Feiertag, der werfe den ersten (Grab)Stein! Halloween ist also ein tiefkatholischer Brauch. Und sollte allein deshalb schon kritisch hinterfragt werden. Bekanntlich brachten ihn die Iren nach Amerika und von dort ist er irgendwie zu uns rübergeschwappt. Seitdem ist jedes Jahr die Empörung in Bayern groß, wenn verkleidete Kinder von Tür zu Tür gehen und um Süßigkeiten betteln. Dabei gab es den Brauch schon früher, wenn auch jahreszeitlich etwas später: Die Klezein waren, zugegeben, selten als Zombies verkleidet und trugen komplexere Gedichte vor als das simple „Süßes, sonst gib’ts Saures“. Doch schon meine Generation hat nur so getan, als seien sie bettelarme Hirten und sich von dem ersungenen Bargeld Panini-Aufkleber gekauft. „Kommerz!“ haben die Alten schon damals in den späten Achtzigern geschimpft. Traditionen wandeln sich. Schade find ich dennoch, dass noch kein echtes bayerisches Halloween entstanden ist. Eines, bei dem sich die Kinder als Boandlkramer, oder wenigstens Markus Söder verkleiden und bayerische Verse aufsagen. „Schenkt’s uns was zum schlecka, sonst damma eich dablecka“ oder so ähnlich. Wenigstens den Brauch mit den Kerzen in ausgehöhlten Feldfrüchten gab es schon früher in Bayern. Statt Kürbissen verwendeten die Bauern damals allerdings Sauruam, also Futterrüben. Das hat sicher ebenfalls gruselig ausgeschaut. Und ganz egal, wie bayerisch Halloween jetzt ist, oder auch nicht, eines werden wir sowieso nicht mehr ändern können: Die Kinder finden es super und werden auch heuer als Darth Vader oder Saruman verkleidet um die Häuser ziehen. Vielleicht begleite ich sie als singender Klezei. Aber das wäre wohl erst recht ein Horror.

Leo war mit meinem Titelbild nicht zufrieden und hat kurzerhand ein neues gemacht...

Bayerisches Halloween
"Mein Alltag in Weißblau" erscheint regelmäßig in der Hallo Nachbar

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