Der Aufstieg in die Bezirksliga 1998

Das letzte Jahr unter Franz Gruber

Das Saisonziel der neuen Spielzeit 97/98 war nach der hervorragenden Vorsaison klar: Aufstieg, Bezirksliga. Franz Gruber konnte auf dasselbe Personal zurückgreifen, zusätzlich stand ihm mit Sepp Thanbichler ein erfahrener Ersatz für Robert Strohmeier, der nach Verletzungen nicht mehr in die Mannschaft zurückkehrte, zur Verfügung. Die Abwehr verstärkte mit Robert Schader der dritte Neukirchner auf einer Schlüsselposition. Auch Günter Wimmer war von Spieltag Eins an in Galaform. Gegen Rimsting gelangen ihm sensationelle sechs Treffer. Der SVK setzte sich an der Spitze fest. Doch kurz vor der Winterpause gab es wieder einen Einbruch, mit verursacht durch eine Verletzung von Top Torjäger Wimmer. Nach drei Unentschieden in Serie und einer Niederlage am letzten Vorrundenspieltag beendete man das Jahr hinter Schönau auf Platz 2. 

Im Winter wurde Manfred Abfalter einmal mehr zu Kirchanschörings Sportler des Jahres gewählt. Ebenfalls im Winter wurde bekannt, dass ab Sommer der Freilassinger Ex Profi Hermann Lindner das Ruder in Kirchanschöring übernehmen würde. Franz Gruber nahm diese Nachricht professionell zur Kenntnis und arbeitete konzentriert weiter.

Kirchanschörings Sportler des Jahres 1997: Manfred Abfalter
Kirchanschörings Sportler des Jahres 1997: Manfred Abfalter

Die verpasste Meisterschaft

SV Kirchanschöring Reserve
Sie hatten bereits Grund zum feiern: Der Reservemeister 1998

Die Rückrunde startete mit dem Knaller der A-Klasse 2 gegen den Tabellenführer Schönau. Der große Wurf gelang dem SVK wieder nicht, es blieb bei einem torlosen 0:0 und die Verantwortlichen übten sich in Durchhalteparolen: „Wir schaffen den Aufstieg noch!“ Ein enormer Druck baute sich auf, den die Spieler nun zu spüren begannen. Die kommenden Spiele wurden zu einer Tour de Force. Kurzzeitig stand man wieder auf Rang Eins, dann strauchelte man gegen Bruckmühl. Als die Gelb-Schwarzen trotz Überzahlspiel auch zu Hause Grassau unterlagen, tobte Gruber, der SVK sei noch nicht reif für den Aufstieg. Böse Erinnerungen an das Vorjahr wurden wach.

Im wichtigsten Spiel des Jahres trat man in Nußdorf gegen den Tabellenführer an. Die Reserve machte im Vorspiel die Meisterschaft fix und schrie sich für die Erste die Kehlen heiser. Mit Erfolg, der SVK mit erfahrenen Spielern wie Reinhard Langwieder siegte 2:0 und sicherte sich so Platz Zwei. Wieder ging es in die Relegation. 

Ein legendäres Team

Sorgte für Spielfreude: Ludwig Abfalter
Sorgte für Spielfreude: Ludwig Abfalter

Trotz sportlicher Achterbahnfahrt war es längst legendäre Saison. In keinem Jahr wurde so viel und ausgelassen gefeiert wie in dieser Saison. Ein Maibaumaufstellen im Oktober, eine Weihnachtsfeier im August, ein Laternenzug im Sommer, ein Helmball zementierten den legendären Ruf dieser Mannschaft. Popstar Günter Wimmer griff regelmäßig zur Gitarre, Szenenachtschwärmer wie Hans Obermayer, Lugge Abfalter, Roots Club DJ Mak Tiefenböck sorgten dafür, dass die jungen Leute der Region Samstags nicht nur zum Fußball schauen nach Anschöring pilgerten. Renates Stüberl war eines derangesagtesten Szenelokale der Region. Coach Gruber ließ seine jungen Wilden meist an der langen Leine. Die Mannschaft stimmte, auf und neben dem Platz.

Jetzt, zu den Aufstiegsspielen, kehrte der Ernst zurück und Christian Settele sah sich genötigt, in der Lokalpresse zu titeln: "Bierverbot beim SVK!"

Die Aufstiegsduelle und der Klassiker gegen Buchbach

Während sich der Vorstand bereits für die kommende Saison verstärkte, Albert Schönsmaul und Armin Kendler kehrten von ihrem Gastspiel beim ESV Freilassing zurück, wartete als erste Hürde zur Bezirksliga der FC Unterbiberg.

400 Zuschauer sahen in Rosenheim einen starken SV Kirchanschöring, der in der zweiten Hälfte völlig verdient durch einen Treffer von Günter Wimmer in Führung ging. Der Sieg schien sicher, doch fünf Minuten vor Schluss gelang dem Gegner doch noch der Ausgleich. In der Verlängerung kämpften die Spieler beider Teams mit Krämpfen, ein Entscheid per Elfmeterschießen wurde fällig.

Unterbiberg begann das Psychoduell und verwandelte sicher. Manfred Abfalter glich aus. Im Gegenzug bolzte der Unterbiberger Gerhard Weinberger das Leder in den Himmel. Franz Roider verwandelte seinerseits routiniert. Für den Gegner trifft Krapf. Beim SVK legte sich nun ausgerechnet Torwart Sepp Thanbichler das Leder zurecht. Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Aber der Keeper bezwang sein Gegenüber problemlos und trottete selbst zurück zwischen den Pfosten. Und parierte den nächsten Schuss. Grenzenloser Jubel unter den SVK Anhängern. Oliver Griß machte den Sieg endgültig klar und verwandelte zum 5:3 Endstand.

Die legendäre Aufstiegsmannschaft 1998
Die legendäre Aufstiegsmannschaft 1998
Franz Gruber wurde zum Abschied als Aufstiegstrainer gefeiert
Franz Gruber wurde zum Abschied als Aufstiegstrainer gefeiert

Es kam also zum großen Endspiel in Obing gegen den Rivalen vom TSV Buchbach. 1300 Zuschauer ließen sich diesen Klassiker nicht entgehen und sahen ein historisches Spiel des SVK. Die Gelb-Schwarzen, die nach der Blamage im Vorjahr hochkonzentriert begannen, fegten die ersten 25 Minuten nur so über Buchbach hinweg. Das fällige 1:0 fiel aber erst kurz vor der Pause durch Günter Wimmer. Nach dem Seitenwechsel drängte das Team von Anton Bobenstetter auf den Ausgleich. Eine Viertelstunde war gespielt, als Hansi Obermayer die Drangphase mit dem vorentscheidenenden 2:0 beendete. Kurz darauf erhöhte Günter Wimmer mit Saisontreffer Nummer 28 sogar auf 3:0. Das Spiel war durch, Buchbach verkürzte zwar noch auf 1:3, aber niemand konnte den SVK mehr aufhalten. Nach dem Schlußpfiff spielten sich unbeschreibliche Szenen ab. So lange hatten die Kirchanschöringer auf den Aufstieg in die Bezirksliga hingearbeitet.  Mit dem Sieg über Buchbach brachen sämtliche Dämme. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen und die darauffolgenden Tage und  Nächte wurde das rauschendste Aufstiegsfest gefeiert, das Anschöring bis dahin gesehen hatte. Weiterlesen


Nachtrag:

Trauer um Rudi Niedergünzl

Rudi Niedergünzl
Rudi Niedergünzl war maßgeblich am Aufstieg 1998 beteiligt

Einer der Väter des Aufstiegs-Erfolgs 1998 und der Folgejahre war der langjährige Abteilungsleiter Rudi Niedergünzl. Spätestens seit dem Aufstieg in die Bezirksliga hatte er sich als "Super N." in die Geschichtsbücher des SV Kirchanschöring eingetragen.

Rudi Niedergünzl ist am  28. März 2021 nach einer schweren Erkrankung verstorben. 

Der SV Kirchanschöring hat Rudi Niedergünzls Wirken in einem Nachruf auf der Homepage gewürdigt. Siehe hier

Auch ich persönlich habe Rudi Einiges zu verdanken. Ohne ihn gäbe es vielleicht diese Chronik und auch die Chiemgauseiten gar nicht. Er war in meinen Schreib-Anfängen einer meiner ersten Förderer und unterstütze mich, meine ersten Fußball-Berichte zu veröffentlichen. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein!

Zur Erinnerung hier einige der Fotos von "Super N." aus der Aufstiegszeit 1998:

Zum 25. Jubiläum des Aufstiegs in die Bezirksliga

Der Original Aufstiegsfeier-Bericht des SV Kirchanschöring

Der SV Kirchanschöring bewies nach dem überragenden Aufstieg in die Bezirksliga, dass er nicht nur auf dem Rasen einmalige Spitze sind, sondern auch in Sachen Feiern eine bundesligareife Leistung zeigen kann. Kaum war der Schlusspfiff am Mittwoch verhallt, wurden die ersten Kasten Bier und zahlreiche Flaschen Sekt auf den Siegerrasen geschleppt. Die Party, die noch mehrere Tage andauern sollte, stieg an. Sektkorken knallten, Spieler, Verantwortliche und Fans überschütteten sich gegenseitig mit dem köstlichen Nass. Besonders die Meistermacher, Abteilungsleiter Rudi Super N." Niedergünzl und Erfolgscoach Franz Gruber waren recht bald tropfnass. Rührende Szenen spielten sich ab, als die Spieler ihren Trainer aus Neukirchen hochleben ließen und in hohem Bogen durch die Lüfte katapultierten. 

Der Gastgeber Obing stellte spontan zwei Kasten Bier auf den Rasen, der in kürzester Zeit auch geleert wurde. Spieler und Fans bejubelten gemeinsam den größten SVK Erfolg der 90er Jahre. Jeder wusste: Jetzt wird gefeiert, bis zum Umfallen. Die nächsten drei Tage sieht uns keiner mehr nüchtern. Die Fans warteten dann am Mittwochabend sehnsüchtig im Gasthof Felber auf die Ankunft der Helden von Obing. Jeder einzelne Spieler, der den Saal betrat, wurde durch tosende Euphorie begrüßt. Aufstiegsgesänge klangen durchs ganze Dorf. Als schließlich auch die letzten sechzehn SVK Helden, zum Teil noch in den originalverschwitzten Trikots, den Wirt betraten, war der Jubel grenzenlos. Nach sechs Stunden unermüdlichen Anfeuerungsrufen wurden dann die ersten anwesenden Anhänger doch müde, wurden aber vom Abteilungsleiter stets wieder zu erneuten Schlachtgesängen und Jubelausbrüchen angestachelt. Nachdem die Nacht immer länger wurde, schrumpfte auch die Zahl der anwesenden Feiernden auf den harten Kern der Fußballer und engsten Funktionäre zusammen. Eindrucksvoll dementierten diese vergangenen Schlagzeilen, dass beim SVK ein strenges Bierverbot herrsche. Spätestens nach Trainer Franz Gruber persönlich die sechzehnte Halbe Bier geleert hatte, nämlich. Dieser ging nun endgültig in die Kirchanschöringer Fußballgeschichte ein, nämlich als der SVK Trainer mit dem eindrucksvollsten Aufstiegsrausch aller Zeiten. 

Am Morgen stand ein gemeinsames Weißwurst Frühschoppen auf dem Programm. Aus diesem Anlass pilgerten die Fußballer zur naheliegenden Bäckerei, wo sich ihnen die Gelegenheit bot, dem Happe zuzuschauen, wie Brezen gemacht wurden. Besonders Robert Schader fühlte sich sehr an Am Dam Des Zeiten zurückerinnert und lugte höchst interessiert auf die Bäckerhände, wie sie gerade sechzehn Brezen in den Ofen schoben. Die zur Schule fahrenden Kids freuten sich darüber, dass sich ihnen die Helden auf dem Balkon des Felber Wirtes präsentierten und sich feiern ließen. Den Vormittag nutzten dann einige, um zumindest ein paar Stunden zu schlafen. Die anderen feierten beim Felberwirt weiter. Nachmittags ließ man die Anschöringer Bevölkerung am Siegeszug teilnehmen. Immer wieder berichteten verschreckte Anschöringer Hausfrauen, dass sie betrunkene Fußballer durchs Dorf torkeln hatten sehen. Die SVK Riege nutzte die Zeit nämlich, um erst ein bisschen den Bau des neuen Pfarrheims zu begutachten und danach besuchten sie noch ihren Mannschaftskollegen Hansi Gaugler in der Post, der heute leider arbeiten musste. Die Post verwandelte sich in kurzer Zeit in das neue SVK Vereinsheim. Schals wurden aufgehängt und die Kunden der Post wurden von gutgelaunten Alkoholleichen freundlich begrüßt. Da es in der Post aber allmählich zu eng wurde, wichen einige zum benachbarten Frauenarzt aus und beglückten die Damen im Wartezimmer. Es wird erzählt, dass alle Frauen, die das Gebäude verließen, aus dem Lachen gar nicht mehr rauskamen. Gegen fünf startete ein Autokonvoi, der die Feiernden nach Neunteufeln verfrachtete. 

Dort fand beim Abteilungsleiter eine Poolparty statt, die aber recht bald in die heimische Niaraginzei Garage verlegt wurde. Dort wurde dann auch der sechzehnte Kasten Bier geleert und die Fußballer feierten noch bis spät in die Abendstunden. Absolute Sensation stellte Coach Gruber dar. Der ließ es nämlich gewähren, dass sein größter Stolz, seine berühmten Haare, von Olli & Co. abgeschnitten wurden. Die Kicker gingen erbarmungslos gegen ihren Trainer vor, schnitten ihm eine Kurzhaarfrisur, die selbst für den Laien so grausam zu betrachten war, dass kurzerhand noch eine professionelle Friseuse zur Stelle gerufen wurde, die sich bemühte, zu retten, was zu retten ist. 

Die Spieler zeigten sich erfreut, dass nun endlich die markanten Ohren ihres Neukirchners bestens zur Geltung kamen. Nicht so erfreut über Grubers neues Outfit war seine Frau, die just in dem Moment auf der Niedergünzl Ranch, sechzehn Minuten nachdem die ersten Haare gefallen waren, eintraf. Es ist allerdings nicht bekannt, ob der Schock, der ihr ins Gesicht geschrieben stand, auf die neue Frisur ihres Gatten, oder dessen körperlichen Zustand zurückzuführen war. Familie Gruber plante nämlich, einige Stunden später in Urlaub zu fahren. Der Coach wurde anschließend zum Wagen getragen und ehrenvoll vom SVK verabschiedet. 

Spätestens nachdem klar war, dass wohl selbst der Trainer sechzehn Promille (mindestens!) hatte, verstummten die letzten Unkenrufe, die immer noch darauf beharrten, dass beim SVK kein Bier getrunken werde. Erst gegen zehn Uhr dieses Donnerstags verlief sich die Aufstiegsparty allmählich. Einige gönnten sich nun den wohlverdienten Schlaf nach 25 Stunden und sechzehn Minuten Dauerfeiern, andere verlegten die Feier nach Petting zum Oberwirt, wo sie sich ihrem Matchwinner Günter Wimmer anschlossen. 

Die Feierlichkeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Spätestens am Samstag wird die SVK Mannschaft geschlossen bei der Abschlussfeier die Meisterschaft der Zweiten gleichwie den Aufstieg der Ersten noch einmal kräftig begießen. Zum ersten Mal wir es dann auch eine Ehrenrunde von gleich beiden Mannschaften um das Ostsiedlungs (ehemals Roding) Stadion gehen. Alle Fans, die diesem Spektakel am Samstag ab 16 Uhr beiwohnen wollen, sind dazu herzlich eingeladen.

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Kommentare: 1
  • #1

    JYupWMLW (Montag, 27 November 2023 12:32)

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