Normal sein ist nicht mehr normal

Wir sind alle ganz normale Menschen. 65 Prozent der Deutschen lehnt die Gendersprache ab. 86 Prozent essen Fleisch. 72 Prozent halten ihr Auto für unverzichtbar und 65 Prozent wünschen sich, in einem Einfamilienhaus zu wohnen. Wir atmen erleichtert auf. Die Mehrheit der Deutschen ist normal geblieben. 

Wir sind nicht das Problem. Wir sind nicht schuld daran, dass die AFD einen Höhenflug, nicht nur bei den Ostdeutschen Wähler*innen erlebt. Jedenfalls stellt das der PNP-Kommentator Alexander Kain fest, der in seiner sehr präzisen Analyse die große Frage stellt: „Warum ist alles falsch, was wir tun?“ Ja, warum nur? Warum ist es falsch, in Deutschland normal zu sein? Warum holen wir normalen Menschen der hart arbeitenden Mehrheit mit Schulabschluss uns nicht endlich die Demokratie von den Verbots-Grünen wieder zurück? Im Kampf gegen die AFD sind natürlich auch mir alle Mittel recht. Und deshalb hier mein Plädoyer an alle Grünen, Linken, Klimakleber, Gen-Zs und queeren Menschen: Hört auf, die AFD zu stärken! Seid endlich normal!

"Wer die Sprache mit Gendersternchen*innen vergewaltigt, darf sich über Faschisten nicht beschweren.

Wer kein Fleisch isst, hat verdrängt, dass auch Hitler Vegetarier war. Wer Diesel verbieten will, vernichtet Arbeitsplätze und unseren Sozialstaat! Und nur in einem Einfamilienhaus mit getrimmten Rasen und Webergrill auf der Terrasse kann man wahre Selbstreflexion und gesunden Menschenverstand entwickeln!" All das würde ich in meinem populistischen Plädoyer fordern, hätte Alexander Kain die Antworten nicht in seinem eigenen Text schon selbst gegeben. Normal sein ist heute erklärungsbedürftig geworden. Weil normal sein im Zeitalter der Mega-Krisen nicht richtig sein muss und in der Regel weitreichende negative Folgen für alle hat. Auch für die Unnormalen. Die Unnormalen – das sind, folgt man den Zahlen des Kommentars – etwa ein Drittel der Deutschen. Die sind sich bewusst, dass jedes Kilo ausgestoßenes Treibhausgas so kurz vor den Klimakippunkten zumindest erklärungsbedürftig ist. Sie wissen, dass ein Einfamilienhaus die für Normalsterbliche maximale Form der Ressourcenverschwendung und der Flächenversiegelung darstellt. Dass man auf Tierprodukte nicht nur wegen der CO2-Geschichte verzichten könnte, sondern auch wegen dieser Tierleid-Geschichte. Und, ja mei, über das Gendern lässt sich trefflich streiten. Aber solange es nirgends von denen da oben vorgeschrieben wird, können es doch diejenigen, die es durchdacht und verstanden haben, gerne tun. Alle anderen werden schon keinen Ohrenkrebs von der stillen Pause der Gendernutzer*innen bekommen. Natürlich ist nicht alles falsch, was die „Normalen“ tun. Falsch ist einzig, sich nicht einzugestehen, dass das, was die Mehrheit tut, nicht unbedingt richtig sein muss und vieles in der Tat erklärungsbedürftig ist. Aber selbst das nehme ich noch einmal zurück. Ich war ja auch die meiste Zeit meines Lebens normal. Denn das einzige, was wirklich, wirklich falsch ist, ist die AFD zu wählen. 

Mehr zum Thema:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0