Seien wir doch mal ehrlich: Wir tunken Kekse in die Milch. Wir schneiden eine Semmel auf und belegen sie mit Käsescheiben. Niemand würde daran Anstoß nehmen. Unser kleiner Held ist inzwischen fast sechzehn Monate alt und beobachtet uns beim Essen ganz genau. Er weiß, dass man bei Suppe erst ganz laut „Hais!“ schreien muss. Danach werden die Lippen geschürzt, Luft zwischen die zwei Zähne oben und unten gepustet; und erst dann kann die Suppe gegessen werden.
Er kennt die Rituale: Vor dem Essen gibt es ein Lätzchen, während des Essens gibt es entweder Lach- oder Weinkrämpfe der Eltern. Nach dem Essen brummt der Staubsauer. Es muss ein Ur-Gen in unseren Kindern geben, die sie dazu befähigt, noch einen Schritt weiter zu gehen und dazu animiert, bekannte Rituale zu variieren: Sebastian ist ein guter Esser, das wurde uns nicht nur von Seiten der Krippe bestätigt, das müssen wir jede halbe Stunde feststellen. Wenn er eine Weile nichts gegessen hat, drängt es ihn Richtung Küche, er rennt schnurstracks auf das Regal mit den Zerealien zu und schnappt sich ein Stück Zwieback, ein zweites klemmt er zwischen die inzwischen vorhandenen Zähne und watschelt zurück ins Wohnzimmer. Da er den Zwieback in seinen zahnlosen Zeiten kaum beißen konnte, hat er irgendwann eine sensationelle Technik entwickelt: Er gab den Zwieback in ein Wasserglas und siehe da: Nicht nur der Zwieback war plötzlich wässrig weich, auch das Wasser schmeckte mit einem Mal herrlich süß!
Im Laufe der Monate hat er diese Essmethode perfektioniert: Sämtliche Speisen landen, in der Hoffnung, weicher zu werden, oder besser zu schmecken, im Getränk: Äpfel im Tee. Nudeln im Wasser. Gurken im Wasser (Gurkenwasser!)
Das Schöne an der Sache ist, dass sowohl das Getränk, als auch der Essensinhalt am Ende vom jungen Food-Artist ratzeputz verzehrt worden sind.
Man könnte diese Essmethode nun weiterspinnen: Ich sehe einen zwölfjährigen Teenager, der bei McDonalds die Pommes in die Cola tunkst. Noch ein Gedanke weiter, derzeit ist ja Wiesnzeit: Ich sehe einen fünfundreißigjährigen Sebastian in Lederhose, vor sich am Tisch ein halbes Hendl und eine Maß. Ich sehe sein seliges Lächeln im Gesicht, wie er das Hendl packt und spritzend in den Maßkrug schmeißt. Er hebt das Hendl im Bier in die Luft, nimmt einen Schluck und nickt zufrieden: „Prost Mahlzeit!“
Was sind Eure lustigsten Ess-Erlebnisse?
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