Kirchanschöring tritt mit drei Fußballteams an

In der Saison 2008/09 gab es ein absolutes Novum für eine Dorfmannschaft wie Kirchanschöring. Das Dreitausend-Seelen-Dorf, das sich nun seit einigen Jahren wacker in der Bezirksoberliga halten konnte, meldete gleich drei Teams für den Spielbetrieb an. Die ein gutes Jahrzehnt währende Ära des SV Kirchanschöring 3 / Schwarze Erde begann. Diese Nachricht zeugt aber nur auf den ersten Blick von einem Fußball-Boom in Kirchanschöring. Denn bereits damals kristallisierte sich heraus, dass die „Erste“ des SVK im Grunde aus einer Landkreis-Auswahl bestand, die vom einen oder anderen „echten Anschöringer“ ergänzt wurde. Die Zweite konnte sich nur kurz als „SVK der Herzen“ präsentieren und schwankte zwischen seiner Rolle als Zulieferer der Ersten und eigenständiger Mannschaft hin und her. Nun war mit der Dritten ein neues, funktionierendes Team, bestehend in erster Linie aus Fußballern „oberhalb vom Pöllner“ entstanden. Die Dritte debütierte bis zur Winterpause sogleich als Tabellenführer in der C-Klasse 7. Sorgenkind des SVK Fußballs blieb die zweite Mannschaft, die auch unter dem neuen Trainer Robert Disterer nicht recht zu überzeugen wusste. 

Das Team von Trainerduo Heberle/Berg überwinterte im Niemandsland der BOL auf Platz 7 ohne Anschluss nach oben oder unten. Immerhin wurden zahlreiche junge Neuzugänge in die Mannschaft integriert und somit der Grundstein für spätere Erfolge gelegt.

In der Winterpause trennte man sich einvernehmlich vom Trainer der Zweiten, Robert Disterer. Zahlreiche Namen waren bei der Trainersuche im Gespräch. Man entschied sich für einen kompetenten Fachmann mit „Stallgeruch“: Sepp Aschauer übernahm fortan die Trainingsleitung seines ehemaligen Teams. Co-Trainer blieb Stefan Dürnberger. Die Probleme mangelnde Trainingsbeteiligung und geringe Personalsituation blieben und nur durch die tatkräftige Unterstützung der „Dritten“ konnte ein passabler Rang 9 gesichert werden.

 

Auch bei der Ersten Mannschaft gab es eine Trainerveränderung. Günter Heberle nahm das Angebot als technischer Leiter in Craislheim an. Zwar blieb der SVK mit Robert Berg im Trainerstab weiterhin erstklassig besetzt, allerdings war die Lücke, die Günter Heberle als Spieler hinterließ, nur schwer zu ersetzen. So spielte die Mannschaft die Saison unauffällig zu Ende und war mit Rang 7 in der Bezirksoberliga durchaus zufrieden.

Saison 2009/2010

Die neue Saison begann mit einem absoluten Highlights. Während sich das Team mit vielen jungen Verstärkungen erst finden musste, fand auf dem Anschöringer Sportplatz ein – vor allem rückblickend – sensationelles Freundschaftsspiel statt. Die Sechziger vom TSV 1860 München waren zu Gast und traten gegen den polnischen Erstligisten KKS Lech Posen an. 1500 Zuschauer ließen sich dieses Ereignis nicht entgehen und alle, die nicht gerade Sechziger-Fans waren, freuten sich diebisch über die 0:1 Niederlage durch ein Sechziger-Eigentor. Rückwirkend aber war das eigentliche Highlight der Partie der Auftritt des jungen Posener Stürmers, der gerade bei einigen Bundesligaclubs im Gespräch war, unter anderem Borussia Dortmund. Es war niemand geringeres als Robert Lewandowski der damals über den Kirchanschöringer Rasen sprintete.

Ein Fundstück aus dem Internet. Die Frage bleibt: Wo ist Lewandowski?
Ein Fundstück aus dem Internet. Die Frage bleibt: Wo ist Lewandowski?

Für die heimischen Kicker startete die Saison eher scheppernd. Nach einigen krachenden Niederlagen sah die Erste des SVK aus wie ein sicherer Absteiger. Aber Robert Berg und Co-Trainer Christian Schaider gelang es, speziell den Defensivbereich taktisch zu disziplinieren und die ohnehin hohe Qualität der Offensive zu stärken. So ging man auf einem letztendlich sehr zufriedenstellenden Rang 6 in die Winterpause.

Auch die zweite schien den altersgemäßen Umbruch im Team gut hinzukriegen. In der Kreisliga 4 überwinterte sie auf dem zweiten Platz. Das roch nach Aufstiegschancen. So kam es, dass die Zweite am letzten Spieltag beim bereits feststehenden Meister vom SV Laufen antreten musste und noch die Chance auf Rang 2 hatte. Es wurde eine unfassbar dramatische Schlacht um den Relegationsplatz. Laufen lag bereits mit 3:0 zurück, doch der Zweiten gelang das Fußballwunder und drehte das Spiel in einen 4:3 Sieg. Das folgende erste Relegationsspiel in Tittmoning gegen den SV Mehring gewannen die Anschöringer dank Matchwinner Christian Heinrich souverän mit 5:2. Alles sah nach Kreisliga aus. Letztendlich gestoppt wurde die Aschauer-Truppe im zweiten Aufstiegsmatch nicht nur vom Gegner aus Emmerting, sondern von wahrlich tropischen Temperaturen. Noch am Abend hatte es weiter über Dreißig Grad und der SVK kam nie zu seinem Spielrhythmus. Hinzu kamen zwei SVK-Eigentore die davon zeugten, dass an diesem Abend nichts so lief wie normal. Das Spiel endete 1:2.

 

Weniger aufregend ging es bei der Ersten Mannschaft zu. Der Klassenerhalt war sehr früh gesichert, nach oben war in der Tabelle nichts mehr möglich. Am Ende landeten die Anschöringer auf einem grauen 9. Tabellenplatz.

Der große Triumph: Die Rückkehr in die Landesliga

War im Vorjahr noch die „Zweite“ die Mannschaft der Herzen in Anschöring, konnte das Team in der Saison 2010/2011 nicht mehr an den Lauf anknüpfen. Ein Grund dafür war, dass die Zweite als Mittelstück der beiden anderen Kirchanschöringer Teams regelmäßig Spieler abgeben musste und somit für deren Erfolg mit verantwortlich war. Zur Winterpause stand der SVK 2 nur auf Rang 10 in der Tabelle und hatte nur wenig Vorsprung vor den Abstiegsrängen. Erschwerend kam hinzu, dass Spielertrainer Sepp Aschauer die sportliche Verantwortung abgegeben hatte. 

Ein Verein hält den Atem an

Überschattet wurde die Saisonvorbereitung von einem Schock, der nicht nur die Fußballregion bewegte. Im Vorbereitungsspiel gegen den SB Rosenheim brach Günter Heberle in der Mitte der Ersten Halbzeit mit einem Herzstillstand auf dem Platz zusammen. Nur durch das rasche Eingreifen einiger Spieler und zufällig anwesender Zuschauer konnte er reanimiert werden. Wochenlang bangte die gesamte Region mit Heberle, der auf der Intensivstation behandelt wurde. Letztendlich erholte er sich wie durch ein Wunder wieder und konnte sogar neben und auf dem Platz seine Aufgaben wieder wahrnehmen. Obwohl mit Saisonstart alles gegen die Anschöringer sprach, gelang es Trainer Robert Berg und, nach seiner Genesung, Günter Heberle, ein entscheidender Umbruch. Die an sich schmerzhaften Abgänge von Supertorjäger Sebastian Leitmeier und Abwehrchef Stefan Schaider konnten überraschend gut durch junge, hungrige Spieler kompensiert werden. Mit Daniel Heigermoser, Alexander Köberich oder Simon Singhammer wurden vielversprechende neue Spieler in das Team integriert.

Völlig sensationell startete der SVK als Tabellenführer in die Vorrunde. Ein kleines Fußballwunder bahnte sich an. Trotz einer Negativserie von drei Niederlagen in Folge fand die junge Mannschaft immer wieder in die Spur zurück und stand zur Winterpause auf einem unfassbaren zweiten Platz, Punktgleich mit dem Tabellenführer vom TSV Eching. 

Der Weg in die Landesliga

Die zweite Mannschaft organisierte mit dem neuen Trainergespann Armin Kendler und Bernhard Brüderl neu. Trotz teils attraktivem Fußball zahlte sich das Engagement der Zweiten nicht in sportlichem Erfolg aus. Man blieb auf Rang 10 der Kreisklasse im sportlichen Niemandsland.

 

Anders schaute es in der Ersten aus. Die Mannschaft hatte bereits alle Erwartungen übertroffen und das Trainergespann Berg/Heberle ging ohne großen Druck in die Rückrunde. Trotz einiger Patzer blieb der SVK stets an der Tabellenspitze dran und bis zum letzten Spieltag gab es ein Kopf – an Kopf – Rennen zwischen dem VfR Garching und dem TSV Ampfing um den zweiten Platz. Eching stand längst als Meister der Bezirksoberliga fest. Am letzten Spieltag traten die beiden Konkurrenten im direkten Duell aufeinander und würden sich Punkte nehmen. Alle Teams waren zu diesem Zeitpunkt punktgleich. Die Anschöringer mussten gleichzeitig gegen Freising siegen. In einem dramatischen Spiel, in dem sich beide Mannschaften nichts schenkten, gingen die Kirchanschöringer als 2:0 – Sieger vom Feld. Da auch die Garchinger gewonnen hatten und feststand, dass der Zweitplatzierte direkt aufsteigen würde, kam es zum Entscheidungsspiel um den zweiten Platz. 

In Eiselfing ging es am 1. Juni 2011 gegen den VfR Garching. Wie in den vorherigen großen Relegationsduellen reiste halb Anschöring mit nach Eiselfing und sorgte für eine lautstarke Kulisse.

 

Nach einem packenden und sehr emotionalen Aufstiegsspiel gingen die Anschöringer unter dem unfassbaren Jubel der überwiegend schwarz-gelben Fans durch ein Tor von Christian Heinrich mit 1:0 in Führung. Als das entscheidende 2:0 mit Michi Obermeier ein weiterer der „echten“ Anschöringer erzielte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Es folgte eine Aufstiegsfeier, wie es sie lange nicht mehr gegeben hatte. Ein ganzes Dorf feierte mehrere Tage, die Festtagsstimmung im Dorf, das es nicht fassen konnte, ein zweites Mal in die Landesliga aufzusteigen, war unbeschreiblich. 

Die besten Bilder vom Landesliga-Aufstieg 2011

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