Die Sehnsucht der Eltern nach dem Ferienende

Wenn es sich anfühlt, als hätte man sieben statt zwei Kinder, ist das Ferienende nah...
Wenn es sich anfühlt, als hätte man sieben statt zwei Kinder, ist das Ferienende nah...

Endlich Urlaub! Wer erinnert sich nicht gerne an dieses erlösende Gefühl, nach dem letzten Arbeitstag in eine, oder mehrere wohlverdiente Wochen der Erholung nach Hause zu fahren. Alle, die dieses Gefühl kennen, haben mit Sicherheit eines gemeinsam: Sie haben KEINE Kinder!!! Denn mit Kindern gibt es keinen Erholungsurlaub mehr. Selten habe ich mich so sehr auf den ersten Arbeitstag gefreut wie diese Herbstferien...

Ein Tag, auf den man sooo lange hinfiebert, war früher einmal der letzte Arbeitstag war. Heute ist dieser Tag das Ende der Ferien, wenn die Schule, der Kindergarten, endlich, endlich wieder beginnen.

"Wird Zeit, dass die Schule wieder anfängt", war einer der Sätze, die ich als Kind aus dem Mund meiner Mama am öftesten gehört habe. Heute habe ich die Bedeutung dieses Satzes endlich verstanden. 

Wie wahnsinnig müssen Eltern eigentlich sein, wenn sie während der Ferien nicht nur Urlaub nehmen, sondern ihr anderes Kind auch noch für die Ferienzeit vom Kindergarten abmelden??? 

Selten dauert das wohlige Familiengefühl länger als einen Tag. Und noch schneller als erwartet schleicht sich nach den ersten Schreikrämpfen und Tobsuchtsanfällen (sowohl bei Kindern, als auch den Eltern) das Gefühl ein, einen riesigen Fehler gemacht zu haben. 

Nach der Hälfte der Ferienwoche sind die Nerven bereits so runter, dass einzelne Familienmitglieder apathisch im Wohnzimmer sitzen, während die ausgelassen die Ferien feiernden Kinder auf der Couch hüpfen und ganze Playmobilberge auf dem Boden verteilen. Wenn sie nicht gerade Beweismittel stibitzter Schokolade auf weißen Möbel hinterlassen. Hattet ihr schon mal braune Handabrücke auf der Couch?

Wenige Stunden später sitzen apathische Kinder in der Küche, während die Eltern tobende Schimpfkanonaden zum Besten geben, die sämtlichen Erziehungsratgebern zugegen laufen, Drohung und Verzweiflung beinhalten. Und als den Eltern vor Wut und Trauer die Worte versiegen, grinsen die Kinder und ziehen sich ins Wohnzimmer zurück, um dort auf der Couch zu hüpfen, als wäre nichts gewesen. 

Nachts fällt schließlich krachend der Watschnbaum. Gottseidank nur im Traum. Aber der Papa hat so ein schlechtes Gewissen dafür, sein Unterbewusstsein  nicht im Griff zu haben, dass er sich am nächsten Morgen sogar für die nur traumatisch begangene Tat zähneknirschend bei den Kindern entschuldigt. 

Als Entschädigung wird den Kindern ein Ferienprogramm Deluxe geboten: Schwimmbad, Freundebesuch - und als absoluter Höhepunkt, eine Zugfahrt nach München ins Deutsche Museum. 

Ein Ferienkind, so die Lehre, muss nämlich ununterbrochen auf hohem Niveau unterhalten werden, damit es zumindest nicht schimpft. Von Zufriedenheit oder Dankbarkeit wage ich gar nicht zu hoffen. 

Jedenfalls, was passiert, nachdem sich die Eltern eine Woche lang mit den Kindern aufgerieben haben und mehrmals am Rande des Nervenzusammenbruchs standen? 

Auf der Rückfahrt toben sie durch das Zugabteil, immun gegen jegliche Worte wie "Nein!" "Benehmt euch!" "Leise!" oder "Ich will Worte wie Kakka, Popo und Penis nicht mehr hören!" 

Nachdem wir in Traunstein, konsterniert und beschämt, aus dem Meridian aussteigen, hören wir aus der Ferne noch den erleichterten Applaus der anderen Fahrgäste. Vielleicht ist es auch stressbedingtes Klingeln der Ohren. 

Als sich daheim das kritikresistente Kind auch noch nur unter Gekreische der Abendtoilette unterzieht, nach Oma und Opa schreit und die diensthabenden Erziehungsberechtigten auffordert, bitte von zu Hause auszuziehen, eskaliert der letzte Ferientag endgültig: Das Kind wird ohne Essen direkt ins Bett geschickt, die bisher noch nie ausgesprochene Höchststrafe. 

Am stillen Abendbrottisch diskutierten die desillusionierten Eltern, wie sie auch nur ansatzweise die Weihnachtsferien durchstehen wollen, wenn schon eine Woche Herbstferien nicht auszuhalten ist. Geschwiegen denn, so fiel es ihnen siedend heiß ein, die Sommerferien!!! 

Doch damit wollten wir uns noch nicht belasten. Denn der einzige Lichtblick war in diesem Moment, dass es der letzte Ferientag und dieser beinahe vorbei war. 

 

Morgen, endlich, würde wieder Alltag einkehren. Für sieben Wochen, bis der Ferienwahnsinn wieder von vorne beginnt... 

Wie laufen bei Euch die Ferien so ab?

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Kommentare: 2
  • #1

    NametutnichtszurSache (Mittwoch, 06 Januar 2021 19:52)

    Ähnliches Gefühl - liegt vielleicht an Null Unterstützung sus der Verwandtschaft.

  • #2

    Berni (Donnerstag, 07 Januar 2021 06:34)

    Das Gefühl hat sich jetzt während der Corona-Situation auch bei uns wieder verstärkt. Rückblickend kaum zu glauben, dass wir früher nach einer Woche Herbstferien zusammen mit den Kindern schon erschöpft waren...