Die Waldklasse in Traunstein

An der Ludwig Thoma Schule Traunstein wird seit diesem Jahr ein Schulprojekt der ganz besonderen Art durchgeführt: Eine Waldklasse! Als wir Bastian letztes Jahr für die Schule anmeldeten und ein erstes Mal von der Waldklasse hörten, waren wir sofort begeistert und hofften, dass wir einen der begehrten Plätze bekommen. Es hat geklappt! Seit über zwei Monaten ist Bastian nun schon ein Schüler der Waldklasse. Das Konzept der Waldklasse von Frau Kirchmaier, Frau Eggenfellner als Klassenlehrerin der 1c und der Schulbiologin Frau Kittl besteht darin, dass die Klasse einmal wöchentlich Unterricht im Wald bekommt.

Die Schülerinnen und Schüler profitieren dabei einerseits von Bewegung und frischer Luft. Zum anderen wollen die Lehrerinnen den Schülern den Unterricht so vermitteln, dass sie gar nicht merken, dass sie etwas gelernt haben.

Wie das in der Praxis funktioniert, durften wir Waldeltern im Sommer bei einem Elternabend im Bürgerwald erleben.

Zunächst mussten wir verschiedene Waldprodukte durch Tasten erraten. Es war gar nicht so leicht, die Zapfen, Zweige und Farne zu erkennen. Als nächstes bildeten sich Gruppen. Alle, die einen Douglasienzapfen in der Hand hielten, halfen zusammen, möglichst viele weitere zu sammeln. Den entstandenen Haufen durften wir als nächstes schätzen und zählten anschließend die genaue Anzahl der Zapfen. Dabei stellten alle Erwachsenen fest, dass wir beim Zählen instinktiv 5er oder 10er Haufen gebildeten. ("Die Kraft der 5")

Danach legten wir die Waldutensilien so, dass diese Buchstaben bildeten. Die aus den Zapfen, Steinen und Blättern entstandenen Buchstaben ergaben wiederum ein Wort: Marie. So heißt, erklärte uns Frau Kirchmaier, der kleine Schlaufuchs, der die Waldkinder beim Rechnen üben unterstützt. Desweiteren gibt es im Wald noch andere Tiere, die zusammen mit Frau Kirchmaier den Kindern etwas beibringen: Da ist Franzi, das Eichhörnchen. Sie ist für die Zahlen zuständig. Der Rabe Kunibert liest mit den Kindern. Die Eule Schuhu passt in der Pause auf, dass niemand beim Fangenspielen zu weit raus läuft.

Während wir das alles lernten hatten wir Eltern bei der Waldstunde viel Spaß und realisierten gar nicht, dass wir bereits Sachkunde, Mathematik und Deutsch Unterricht erhalten hatten. Frau Kirchmaier erzählte, dass nach dem Waldunterricht die Kinder oft lachend erzählten, dass sie den ganzen Vormittag lang nur gespielt hätten und die Lehrer ganz vergessen hatten, Unterricht zu halten. 

Bastian selbst bestätigt dies seitdem. An den Wald-Donnerstagen kommt er stets erschöpft aber glücklich nach Hause. Größtes Highlight ist allerdings, dass es an Waldtagen keine Hausaufgaben gibt.

Unfassbar, da darf den ganzen Vormittag gespielt werden und hat am Nachmittag auch noch Hausaufgabenfrei.

Natürlich habe ich Bastian ausgefragt, was die lustigsten Highlights im Wald waren. Aber er hielt dicht: What happenes in the Wald stays in the Wald, wie es so schön heißt.

Dafür hatte die Mama eine kleine Episode von der Einweihung der Waldklasse: Nach den Reden von Bürgermeister und Konrektorin segnete der Pfarrer die Kinder. Die hatten so viel Spaß an der Segnung, dass sie gar nicht genug vom Wasser bekommen konnten. Danach war es geplant, dass die Waldkinder einen Baum pflanzen.

Blöderweise hatte niemand daran gedacht, ein Bäumchen zu besorgen. Förster Fischer aber zeigte sich als pragmatischer Mann. Kurzerhand grub er einen Baum von der anderen Seite des Waldes aus. Das konnte schließlich feierlich an anderer Stelle von den Kindern neu eingepflanzt werden...

 

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