Zirkus Corona Tag 53 – Das Corona-Paradox

 

Was war das für ein verlängertes Wochenende! Die Landschaft derzeit so herrlich! Die Tage kurz durchwachsen, dass man Zeit zum Entrümpeln hat. Wir waren offensichtlich nicht die einzigen. Als ich am Samstag gegen Mittag das ganze „Graffe“ zum Wertstoffhof beim Schaumaier bringen wollte, fand ich mich in einem riesigen Stau wieder. Fast eine Stunde lang träumte ich selig davon, wir stünden statt vorm Schaumaier vorm Brenner und es fühlte sich seltsam wohlig an, wenn die Kinder schrien: „Mir ist so langweilig! Wann sind wir endlich da?“ 

 

Da die Kinder das Hörspiel von „Die unendliche Geschichte“ öde fanden, musste ich mir im Schaumaier-Stau etwas anderes ausdenken. Ich spielte die Musik von Game of Thrones ab und erzählte den Kindern Geschichten vom Nachtkönig, von Zombies und von Zombie-Drachen, die blaues Feuer spucken. Das gefiel ihnen so gut, dass sie direkt traurig waren, als wir nach fast einer Stunde endlich beim Schaumaier drankamen.

 

Aber es war nicht nur Ausmist-Wetter, sondern auch kurz so schön, dass sich alle in der Stadt zum Eis essen trafen. Oder zum Demonstrieren. Das Volk in ganz Deutschland demonstrierte für das Grundgesetz und Lockerung der Maßnahmen. Das ist gut! Aber warum standen die meisten Demonstranten eng beieinander und trugen keine Gesichtsmasken? Oh Mann…

 

Das Stimmungsbild – sowohl in den Sozialen Netzwerken, als auch auf der Straße ist im ganzen Land ähnlich: Die Eltern sind erschöpft vom Home-Office, die Enkel wollen ihre Omas wiedersehen, die Wirte wollen ihre Gasthäuser wieder öffnen und alle wollen wieder selbst bestimmen, wen sie wann treffen. Unser Leben im Sinne des Infektionsschutzes ist inzwischen so eingespielt, dass wir bereit wären, die Verantwortung wieder selbst zu übernehmen. Wie kann es aber sein, dass so viele der Demonstranten den Infektionsschutz nicht ernst nehmen?

 

Wie schwierig die Lage zu beurteilen ist, erfuhr ich selbst bei unserem Corona-Spaziergang am Sonntag. Eine Krankenschwester von der Corona-Station erzählte uns, dass dort nichts los sei und ihr teilweise richtig langweilig war. Unsere Hausärztin beklagte, dass sie kaum Patienten sei und nun Kurzarbeit anmelden musste. Was ist das für ein Paradox, dass Krankenschwestern und Ärzte nichts mehr zu tun haben? Ist das Coronavirus dermaßen harmlos, dass selbst die gefährlichen Influenza-Viren vor Langeweile tot umfallen, wenn sie nur das Wort „Corona“ hören? Kurz bin ich selber am Zweifeln, ob da nicht was verdammt faul ist im Staate Dänemark. Dann aber lese ich in einem Artikel folgende Aussage: In der Gesundheitsforschung gibt es ein „Präventionsparadox“. Das Problem einer gelungenen Prävention ist das folgerichtige Ausbleiben einer Gesundheitskatastrophe. Wie wir es ja gerade erleben. Das Volk fühlt sich also veräppelt und fragt sich, ob die Politik mit ihren Maßnahmen nicht maßlos überzogen hat. Diese Frage kann ich natürlich nicht beantworten, aber mir fallen spontan zwei, drei Länder an, deren Prävention nicht funktioniert hat. Dort gab es übrigens kein Präventionsparadox und es gab auch trotz mehr als 6 Wochen strengster Ausgangsbeschränkungen keine Proteste.

 

Aber zurück zu den Kindern! Der Kleine fragte mich manchmal: „Papa, wie heißt der Mann, der andauernd sagt, dass Corona nicht schlimm ist?“ „Du meinst unseren Kinderarzt?“ „Nein, Papa, ich meine den blöden Mann, der immer lauter Corona-Blödsinn macht… ach jetzt weiß ich es wieder: Der Trump!“ Belauschen die Kinder meine Gespräche oder schauen sie zu viel Tagesschau?

 

Ich habe ja schon vor der Krise ernüchtert und übermüdet berichtet, dass es uns nicht gelungen ist, das Schlafzimmer vor dem kleinen Ninja zu verteidigen, der sich Nacht für Nacht zu uns ins Bett schleicht. Wir haben inzwischen einen Deal ausgehandelt: Er darf erst kommen, wenn die Vögel zwitschern und es hell wird. Meistens kommt er dennoch kurz nach Mitternacht. Die letzten Nächte spielten sich folgende Dialoge ab:

 

 

Papa (schreit): „ES IST NOCH ZU FRÜH! GEH SOFORT WIEDER IN DEIN BETT!“

 

 

Kind (schreit): „ABER ICH WILL NOCH BEI EUCH KUSCHELN!“

 

 

Papa (schreit lauter): „DAS KANNST DU IN DER FRÜH IMMER NOCH!

 

 

Kind (brüllt zurück): „WENN ES BEI AUCH ABER IMMER SO WUNDERSCHÖN IST!“

 

 

Papa (schreit): „DAS WEISS ICH DOCH!“

 

 

Kind (stampft und schreit): „ICH HAB EUCH DOCH SO LIEB!“

 

 

Beide Eltern (schreien synchron): „WIR DICH AUCH! UND JETZT AB IN DEIN BETT!“

 

Der Funkturm bei Einham ist von Weitem zu sehen und lädt zu einem schönen Spaziergang ein.
Der Funkturm bei Einham ist von Weitem zu sehen und lädt zu einem schönen Spaziergang ein.

Und noch einen Tipp für einen tollen Spaziergang in Traunstein mit oder ohne Kinder habe ich noch für Euch:

Auf der Suche nach schönen Spaziergängen während der Corona-Krise habe ich diesen malerischen Rundgang abseits der bekannten Traunsteiner Wanderwege entdeckt. Die kleine Wanderung führt über Haslach zum Axdorfer Feld und über die Einhamer Kapelle zurück nach Traunstein. Hier klicken

www.chiemgauseiten.de/das-elterntagebuch
www.chiemgauseiten.de/das-elterntagebuch

Alle vorherigen Geschichten aus dem Zirkus Corona hier:

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