Die Kuh macht Wuh - oder: das Wunder der Sprache

Es heißt, anhand der Sprachentwicklung eines Kindes bekommen Eltern den eigenen Sprachschatz gespiegelt. Als sprachaffine Eltern freuen wir uns schon lange auf die ersten verbalen Aussagen unseres Nachwuchses. Umso überraschter waren wir, dass eine der ersten Aussagen ein resolut gezischendes „Chahise!“ „Chahise!“ war. Scheiße.

Fortan achteten wir penibel auf eine gewählte Ausdrucksweise, vor allem bei Tisch. Aber wie verhält es sich bei Wickeltisch? Nicht ohne Stolz stellten wir nämlich fest, dass jenes ominöse „Gagi! Gagi!“, das er uns ab und an mit gerunzelter Stirn und beschämten Gesichtsausdruck entgegen schmetterte, ein dezenter Hinweis war, seine Windel zu wechseln. Unser Kind ist ja so intelligent!

Gagagag wiederum bedeutet nichts anderes als „Hahn“. Die Mama lässt dies gelten. Ich bin da durchaus strenger: „Sebastian, das ist falsch! Hahn heißt Kikeriki.“

Ähnlich schwer tut sich der Kleine in anderen Agrarbereichen. Nach wie vor behauptet Sebastian aus imbrünstiger Kehle, dass die Kuh „Wuuh!“ macht.

Immerhin ist er deutlich zu verstehen, wenn er uns auf einen „Hase“ oder „Wauwau“ aufmerksam machen möchte. Wobei ich mich diesbezüglich bis jetzt frage, wie ein Hase eigentlich macht. Notfalls halt „Wuuh“. Oder „Woarr“, wie laut Sebastian Löwe und Elefant machen.

Zu seinen am meisten benutzten Wörtern gesellte sich zuletzt neben Kirche „Bagger“. Es ist kaum zu glauben, wie viele Bagger in der Gegend herumstehen. Und Basti der Baumeister entdeckt sie alle.

Das Erreichen einer neue Dimension der Kommunikation hat auch das Wort „Essen“ ausgelöst. Wobei „Essen“ aus seinem Mund weniger eine Aussage denn eine nachdrückliche, sofort zu erfüllende Forderung ist.

Schwer zu sagen ist auch, ob gewisse Halbwörter, die er schlampig ausspricht, eine Mundfaulheit andeuten, oder auf das zarte Entwicklungsstadium seiner lingualen Lernkompetenz zurückzuführen ist. So haben wir inzwischen herausgefunden, dass „Affe“ nichts anderes als „Kaffee“ heißt. Und nicht nur die Bohnenröstung, sondern sämtliche Getränke in Tassen gemeint sind. „Nane“ wiederum ist, man ahnt es bereits, seine Leibspeise, die Banane.

Man kann dies weiterspinnen und sich vorstellen, was Sebastian als nächstes erzählen wird: „Baba, Baba! Die Uh Uh Uh im Urwald trinken keinen Affe! Die essen Nanen. Wuuh!“

 

...wenn Euch die Geschichten aus meinem Elternalltag gefallen, oder Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, freue ich mich über einen Kommentar, oder ein "Gefällt mir"!

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