Sagen und Legenden rund um Kirchanschöring

In der mehr als 1200 Jahre alten Geschichte von Kirchanschöring haben sich einige Sagen und Legenden aus uralter, aber auch aus moderner Zeit erhalten. Hier könnt Ihr die interessantesten Sagen und Legenden aus Anschöring und die Gegend rund um Kirchanschöring und den Waginger See nachlesen. 

Es handelt sich um Sagen, die teils von Schulrektorin Sieglinde Schneider oder auch den Schiefer Schwestern in Laufen aufbewahrt haben. Und auch einige neue, moderne Legenden sind mit dabei.

Das Schrannenbaummanderl

Die Sage vom GEspenst ohne Kopf vom WAginger SEe

Zwischen Tengling, Wolkersdorf und dem heutigen Lampoding führte eine Straße durch einen zum Teil jetzt noch vorhandenen Buchenwald, „Buchet“ genannt, welches das Gebiet des Geschlechts der Lampodinger auf dieser Seite begrenzte. Dort, wo dichtes Wacholdergestrüpp, „Kranawitt“, das Gehölz fast undurchdringlich machte und die Straße einen Hohlweg bildete, mahnte ein rot und weißer Schlagbaum die einherziehenden Kaufleute an die Abgabenpflicht gegenüber den Herren von Lampoding.

 

Da geschah es einstens, dass in einer bitterkalten Winternacht ein Gefährt, in Richtung Tengling fahrend, sich der Stelle näherte. Es war ein schwer beladener Ochsenkarren, von sechs bis an die Zähne bewaffneten Reisigen begleitet. Ein reich gekleideter Mann zu Pferd, ebenfalls bewaffnet, offenbar der Eigentümer des Wagens, folgte hinterdrein. Der Sturm heulte durch die Bäume und ließ die Menschen erschaudern. Unaufhörlich fiel Schnee vom Himmel und verwehte den Weg, sodass Fahrspuren und Schlaglöcher nicht mehr zu erkennen waren.

 

Mühsam kämpften sich die Männer vorwärts, während die Stiere keuchend stapften. Der Zug kam nur langsam vorwärts. Unheimlich flackerten und knisterten die Fackeln, mit denen die Reisigen ihren Weg beleuchteten, und warfen gespenstische Schatten auf die verschneite Straße. Jetzt waren sie hart am Schlagbaum der Lampodinger angelangt, den sie vorher der Finsternis wegen nicht bemerkt hatten. Mit einem derben Fluch wollte der über die Verzögerung ärgerliche Fuhrknecht das unangenehme Hindernis beseitigen, als aus dem nahegelegenen Häuschen ein Lichtstrahl erglänzte und gleichzeitig beim rötlichen Schein der Fackeln zehn bis zwölf gepanzerte Gestalten sichtbar wurden, die im Namen des hochedlen Grafen von Lampoding den gebührenden Zoll forderten.

 

Sei es nun, dass die vorgerückte Stunde und die erdrückende Kälte die Wanderer in Zorn gebracht hatten, sei es, dass sie aus anderen Gründen nicht gewillt waren, dem Verlangten zu willfahren: Es entspann sich ein Wortwechsel, und als der Herr des Zuges herankam, um sich nach der Ursache des Streitens zu erkundigen und Freigabe des Weges zu verlangen, da riss einer der Lampodinger sein Schwert aus der Scheide und trennte mit einem gewaltigen Hieb seinen Kopf vom Rumpf.

 

Seit dieser schrecklichen Bluttat sind Jahrhunderte vergangen. Die Burg des Herrn von Lampoding steht längst nicht mehr, und Gras wächst dort, wo sie einst gewesen. Auch das Geschlecht der Grafen ist erloschen und in Vergessenheit gesunken. Aber der Mord an dem Kaufherren ist nicht aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden. Es heißt, dass die Seele des Unglücklichen keine Ruhe finden könne und noch immer an der Stelle, wo ehemals der Schlagbaum gewesen war, umgehe.

 

Die Einheimischen nennen dieses schaurige Gespenst das „Schrannenbaummandl“. Vor allem in wilden Sturmnächten soll sein klagendes „Wehe, wehe!“ weithin zu vernehmen sein. Besonders in früheren Zeiten wollten viele, die am Waginger oder am Tachinger See wohnten, den Unheimlichen gehört oder gar selbst gesehen haben. Gar schlimm aber soll es denjenigen gehen – so wird weiter erzählt –, die selbst ihre Hände mit dem Blut eines anderen Menschen befleckt haben. Wenn sie in den Bereich des „Schrannenbaummandls“ kommen, so sind sie verloren. Untrüglich erkennt der ruhelose Geist jeden Mörder, bemächtigt sich seiner mit unwiderstehlicher Gewalt und wirft ihn in den Waginger See, wo er jämmerlich ertrinken und seine Schuld büßen muss. Wieviele auf diese Weise den nassen Tod gefunden haben, weiß aber niemand zu sagen.

Die Sage vom Finstermann

Zwischen dem Dorf in dem ich lebe, Kirchanschöring (Waginger See, Oberbayern) und Fridolfing führt eine kleine Nebenstraße durch einen ziemlich dichten Wald. Die Straße wurde früher recht oft von Jugendlichen benutzt, die mit dem Rad zu Festen in das Nachbardorf fuhren.

Vor einigen Jahren lauerte dort einem ansonsten ganz und gar nicht ängstlichen Jugendlichen eine ca. zwei Meter große Gestalt mit leuchtenden roten Augen auf. Die Geschichte sprach sich schnell im ganzen Dorf herum, da man den Jungen, der panisch zurück zum Haus seiner Freundin rannte, mehrere Beruhigungstabletten geben musste. In der Folgezeit wurde dieser sogenannte "Finstermann" öfter in diesem Waldstück (allerdings nur im Sommer) gesichtet. Seinen Höhepunkt erreichten die Mythen, die sich um diesen Wald zu ranken begannen vor fünf Jahren, als sich wohl eine Gruppe von Teufelsanbetern dort öfter aufhielten. Zumindest wurden über einen kurzen Zeitraum öfter vermummte Gestalten, und abgebrannte Kerzenstummel im Wald gefunden.

 

Seit damals gibt es keine erwähnenswerten Geschichten mehr, aber die Angst durch den Wald zu fahren, die ist geblieben.

Der Schwabenbauer und die Pest in Watzing

Die Pest hatte das Land fest im Griff, und überall wurden große Feuer entzündet, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Man sagte: „Die Pest is ganga“ – sie war unterwegs, sie breitete sich aus.

 

Als damals der „Schwab von Watzing“ auf dem Heimweg zu seiner Behausung war, sah er den Tod auf der Dachrinne sitzen. Aus Angst suchte er Zuflucht in der Getreidekammer, nahm nur einen Krug Wasser und ein paar Laib Brot mit sich. Dort blieb er verborgen, bis er weder Mensch noch Tier mehr hören konnte.

 

Nach einiger Zeit rief jemand von Güßhübel, einer Ortschaft auf der Anhöhe über Watzing, hinunter: „Lebt in Watzing niemand mehr?“ Da kroch der Schwabe aus der Getreidekammer. Er war der einzige Überlebende – alle anderen waren der Pest zum Opfer gefallen. Überall lagen die Toten.

 

Man konnte nichts anderes tun, als die Leichen mit der Mistgabel aus den Stuben und Ställen hinauszuschaffen. Mit Rechen wurden sie zusammengesammelt und hinter dem Backofen begraben. Ein Geistlicher sprach den Segen über die Toten.

 

Noch lange Zeit danach konnte man in der Dunkelheit kleine Lichtlein über dem Backofen flackern sehen. Schließlich gehörten dem Schwaben alle vier Höfe, die einst seinen Nachbarn gehört hatten.

 

Die Sage im Original der Geschwister Schiefer: https://www.knallerhof.de/kapelle-des-heiligen-sebastian/pestgeschichte/

Der Ödbruchschimmel

Zwischen den Ortschaften Ribing und Hausen zieht sich der Ödbruch hin, links und rechts von Wäldern umsäumt. Dort war ehemals die Schinderstätte, und noch lange konnte man gebleichte Rinder- und Pferdeknochen, die von Füchsen verschleppt worden waren, finden. Dem einsamen Wanderer erscheint dort, wenn in vorgerückter Stunde die Nebelstreifen im Ödbruch aufsteigen, ein unbändiges Pferd – ein wilder Schimmel, der Ödbruchschimmel oder Hausereichschimmel genannt. Er hat eine flatternde Mähne, einen langen Schweif; seine Augen sind glühend, und sein Hufschlag hallt unheimlich durch die Nacht.

 

Dieses Ritterpferd soll einst einem kampferprobten Herrn gehört haben. Es war ein prachtvolles Tier von bester ungarischer Zucht, das im Kampfe durch seine Kraft und Wildheit Raum schuf, wenn sein Herr von Feinden bedrängt wurde. Doch eines Tages geschah das Unheil: Der zornige Schimmel schlug die Kraft seiner Hufe nieder, als sein Herr ihn schlug. Von dieser Zeit an kam die teuflische Wildheit des Pferdes zum Ausbruch. Nirgends findet es Ruhe, und dort, wo es seinen Herrn erschlug, muss es umhergeistern.

 

Es umkreist den Wanderer in wilden Sprüngen, schlägt mit den Hufen nach ihm und verfolgt ihn durch den ganzen Ödbruch bis zur Hauser Eiche.

Die Einheimischen machen lieber einen Umweg, um dem Gespenst nicht zu begegnen. Erst wenn ein mutiger Jüngling das wilde Roß zu bezwingen wagt, dann wird er Ruhe finden. Zum Lohne trägt er seinen Retter zu einer Stelle, wo zur Kriegszeit ein Schatz vergraben worden war.

Nach alter Gewohnheit ließ man auf der Mayer-Alm die Torstange des Nachts offen, wenn das Vieh heimkehrte. Ein Knecht aber zog sie einmal zu, und bald darauf hörte er den wilden Schimmel traben. Auf seinem gewohnten Wege aber überrannte er die Hagstangen, dass sie krachend zerbrachen. Am Morgen wollte der Knecht die Stangen wieder aufrichten. Aber sie waren ganz, und er glaubte doch, dass er sie brechen hörte.

Die Geisterlichter vom Pöllner

Am Pöller erscheinen oft Geisterlichtlein. Ein Mann sah einst zwei Lichtlein einander nachlaufen. Er sagte: „Der Stärkere wird Herr.“ Sogleich liefen sie ihm nach. Er kam gerade noch heim nach Guggenberg, sonst hätten sie ihn erwischt.

 

Im Seeholz konnte man früher auch ein Lichtlein bemerken. Dieses leuchtete den Leuten bei dunkler Nacht durch den Wald. Der alte Knecht von Kothaich sah es einst nicht und rief: „Wo ist as Liachtei?“ Das Lichtlein erschien sogleich und begleitete ihn zum Waldrand. Der Knecht sagte: „Vergelt’s Gott! Segn’s Gott, gab’s Lichtlein zur Antwort – jetzt bin ich erlöst!“ Dann erschien es nie wieder.

 

Dem alten Binder von Lampoding kam auch eines unter, begleitete sein Fuhrwerk von der Seehauskapelle bis zum Seeholzende.

 

Beim Erscheinen der flackernden Lichtlein blieben oft den Leuten die Pferde stehen, schwitzten und gingen nicht weiter.

Das Greinerstegmanderl

So hat uns diese Geschichte der Onkel Hans Straßer erzählt: 

Es kennts doch alle die kloane Ortschaft Greiner, da wenn ma voh Anschöring nach Petting fahrt. Wenn ma ungefähr dreihundert Meter weiter geht, kimmt man zum Steg , der Steg der ist früher benutzt worden, um drüber gehn zu können, Holz machen und so weiter. Des Greinerstegmandl is ungefähr an hoibn Meter groß, hat an ganz an schwarzen Schnurrbart, der Kopf allein is scho so groß, a recht a große Nosn hod a und des hod so lange Arm, daß sie bis zum Bodn abehengan. Und ganz dicke Pratzn und buschige Augenbrauen hat es. Des Greinerstegmandl des kimmt dann aufd Nacht, wenn die Kinder recht bäs han, dann kimmt des bei der Nacht und speziell des Greinerstegmandl macht also oans, wenn die Kinder die Eltern also nicht folgen, wenns moi sagn, holts mal Holz eina oder ramts moi zsamm und die Kinder dans net, dann kimmt also des Greinerstegmandl und des hat a so a große Nasn und die laft andauernd. Des hat also a Nasn und da tropft andauernd da Rotz runter. Und bei da Nacht geht des zu die bäsn Kinder bei da Nacht und tropft eana den Rotz bei de Ohrwaschl eine und dann passiert oans und des is des Komische dabei, sogar im Sommer, wenns koid is, dann gfriert der Rotz zsamm. Und jetz wissen aber dann natürlich die Kinder und die Eltern natürlich, daß des Greinerstegmandl da gwehn is, weil des Kind hod hoid dann so an Eiszapfen im Ohr drin. Und alle wissn, des is so a Rotz vom Greinerstegmandl. Dann miassns an Vater Unser betn, miassn dreimoi ums Haus laffa und dann miassns sa sie dreimoi in Richtung Kirche verneigen und dann taut des wieder aus und da Rotz lafft dann wieda ausse. Dann sans wieder grettet, weil in dera ganzn Zeit da hearns ja gar nixe. Weil der Rotz nämlich eigfriert und dann heast nix mehr. Und des Greinerstegmandl, des is immer drunt im Steg dringhängt. Und wenns Wasser immer drunter vorbeiplätschert ist, ham ma immer obegschaut, ob des Mandl no drinnenhängt. Und manchmal sot ma a heit no, weil es den Greinersteg nimma gibt, daß es jetzt im Schilf vom Stausäh drinnenhuckt und dann gähts oiwei im Schilf umananda und wenn dann die Kinder recht bäs san, dann blast des eana ins Ohr eina und dann gfriert des wieder zsamm. Und wenn die Kinder net folgen, dann hean de immer a boa Dog nix mehr. 

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