Plötzlich zu viert: Die ersten drei Wochen

Seit drei Wochen nun schon sind wir zu viert, die Nächte lang, die Tage noch länger, die Hoffnung, dass es eines Tages wieder besser wird: Unendlich!

Als ich vor Jahren mal eine Mama interessenshalber fragte, wie das so ist, mit zwei Kindern, meinte sie, ohne mir Illusionen machen zu wollen: Jeder Tag ist ein Kampf um das Überleben der Familie. 

Das müsste doch machbar sein, dachte ich mir und dankte für die lustige Antwort. Heute weiß ich: Das war nicht lustig gemeint.

Drei Wochen. Die ersten zwei Wochen schlief der Ältere nicht mehr. Besser gesagt: Nicht mehr allein, nicht mehr ohne Licht, nicht mehr ohne Buppi, Diezi, Bagger, nicht mehr, ohne zwei Stunden Geschrei. Jetzt, da sich das gebessert hat - vielen Dank noch für Eure Ermutigungen und Hinweise - schläft das Baby nicht mehr. Man müsste ihn die ganze Nacht durch stillen, damit der Papa in Ruhe schlafen kann, aber die Mama will sich darauf irgendwie nicht einlassen. So muss der Hupfball ran, der hilft auch meistens. 

Der Papa und das Baby: Bonding zwischen beiden ist umso wichtiger, da für das Bonding zwischen Mama und Baby ja durch das Stillen gesorgt ist. 

Mein Bonding hatte ich am letzten Badetag, als ich den windellosen Kleinen auf dem Schoß hatte, zeitgleich das Badewasser auf Kinderbadtemperatur zu bringen hatte, während Dompteurin  Mama mit Mühe versuchte, den wildgewordenen, schrill kreischenden Größeren zu bändigen. Während sich der in strampelnden Ringerbewegungen gegen das bevorstehende Bad wehrt, wird es auf meinem Schenkel angenehm warm. "Ich glaube, er hat mich gerade angepinkelt", sage ich und hebe das Baby hoch. Die Mama schüttelt den Kopf. "Nein. Ich fürchte, er hat nicht." Nach Minuten des Chaos sind Hose, Handtücher, Badezimmerboden hellbraun verschmiert und alle Kinder samt Papa in der Wanne. 

Der Windelwechselwahnsinn

Eine Lappalie dem gegenüber das traditionelle "um vier Uhr morgens angepinkelt werden". Verschlafen das Baby wickeln. Erst wird es an den Händen warm, dann am Schlafanzug. Dass das Baby von unten bis oben angepinkelt ist, muss ich wohl nicht erwähnen. Richtig schwierig wird es aber, weil die Ersatzkleider des Babys im Kinderzimmer liegen, wo ein Kind mit weit aufgerissenen Augen schläft und nur darauf lauert, bis der Papa ins Zimmer kommt. Aber über schreiende Kinder habe ich bereits genug geschrieben. 

Noch ein Beispiel? 9:50 Uhr: Papa wickelt Kind 2: Bis 9:52 Uhr unproblematisch, dann wieder Bieselfontäne, Papa sucht verzweifelt ein Tuch, der Strahl genau auf die Hose. Um 9:53 Uhr ist der Strahl gestoppt. Als er das Taschentuch wieder wegnimmt, geht der Strahl sofort weiter, diesmal in hohem Boden auf den Parkettboden. 9:54 Uhr: Während der Papa den Boden wischt, kracht es auf der Wickelkommode, die sich plötzlich dunkelgelb färbt. 9:59 Uhr: Kind 1: „Ich auch wickeln!“ 10:01 Uhr: Kind 1 wird gewickelt, ebenfalls neuer Rekord, sowohl an Masse, als auch an Farbe. Was essen unsere Kinder bloß? 10:10 Uhr: Der Papa wiegt erschöpft Kind 2 auf dem Schoß. Wieder mehrere, sich überbietende Explosionen in der Windel. 10:11 Uhr: Der Papa steht erneut an der Wickelkommode und überschlägt, ob sich das Kindergeld auch nur ansatzweise mit den Kosten für Windeln und Reinigungskosten von Möbeln und Kleidung deckt…

Reden wir doch über Suppen: Kind Nummer Eins findet es seit Neuestem lustig, Suppenteller umzudrehen. So geschehen bei unserem persönlichem Galadinner an Silvester. Und, Teil 2, gestern mitsamt Kürbissuppe auf dem Teppich. Das Entsorgen eines Ikea-Teppichs kostet übrigens 3 EUR. Für alle, die keine Kinder in suppenumwerffähigen Alter haben. 

Dafür kann unser großer, der in der Kinderkrippe inzwischen "unser Bazi" genannt wird, auch zuckersüß sein: Er singt dem Baby zum Einschlafen "FC Bayern, Stern des Südens" vor und tätschelt die übermüdeten Eltern: "Alles wird gut!"

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Kommentare: 4
  • #1

    Rebel (Freitag, 16 Januar 2015 15:37)

    Ich leide mit und garantiere (auch wenn sich das gerade wie eine plumpe Lüge lesen mag): es wird besser!!!
    PS: unser Kind zwei, im Alter eures Kind 1 singt sehr gern: "ein bißchen weiß, ein bißchen rot... Und du siehst aus wie ein Idiot!"

  • #2

    Dieter (Freitag, 16 Januar 2015 22:40)

    Ich leide und fuehle mit euch. Mit unseren zwejaehrigen Zwillingen erleben wir auch unseren alltaeglichen wahnsinn. Aber dazwischen gibt es wieder so tolle momente mit ihnen. die allen Stress und ärger wieder gut machen.

  • #3

    chiemgau-autoren (Montag, 19 Januar 2015 10:42)

    Liebe Rebel, lieber Dieter, liebe Steffi, liebe Susi, liebe Leser,
    ich freue mich immer sehr, von Euch zu hören und zu wissen, dass wir, auch wenn wir uns lange nicht mehr gesehen haben, immer wieder hier mitlest. Ich hoffe, Euch und Euren Kindern geht es gut! Bei uns wird's natürlich von Tag zu Tag, vielleicht nicht besser, aber anders. Und schöner!
    Schöne Grüße,

    Berni

  • #4

    Hannes 24.01.2015 (Samstag, 24 Januar 2015 18:07)

    Dein Elterntagebuch liest sich jetzt schon spannend und lustig - super gemacht!