Papas Geburtstagsfeier

Seit vier Jahren sind auf meiner Geburtstagsfeier mehr Kinder als Erwachsene anwesend. Seit vier Jahren gibt es Wiener Würstel und Orangensaftschorle statt Cuba Libre und Chips. Seit vier Jahren reiße ich Geschenke auf und wieder und wieder kommt Playmobil zum Vorschein. Dieses Jahr dachte ich mir: Es reicht! Keine Kinder mehr. Keine Wiener Würstel mehr. Kein Playmo… Ach, die Geschenke fand ich immer ganz okay!

Dass ich die Playmobil Römergaleere bekommen würde, wusste ich schon eine Woche vorher. Jeden Tag steckte mir Bastian aufs Neue, dass ich das „Römer-Piratenschiff“ bekommen würde. Ich schüttelte jedes Mal den Kopf: „Sicher nicht, Bastian. Das ist doch viel zu teuer.“ Bastian schüttelte mit großen Augen den Kopf: „Doch! Der Opa hat so viel Geld, der hat es Dir gekauft!“

Am Morgen wurde ich tatsächlich von zwei strahlenden Kindern geweckt, die mit der Mama eine hell erleuchtete Geburtstagstorte hereinbrachten. Gesungen hat aber, wie die Jahre zuvor, wieder nur die Mama. Immerhin hat Bastian ein wenig die Lippen dazu bewegt.

Ich fuhr Bastian in die Krippe, wo er Lisa das „Freunde-Buch“ zurückgab. Lisa strahlte, als ihre Mutter das schöne Bild aufblätterte. „Bastian, das hast du ja schön gemalt!“, sagte die Mutter. „Was ist das? Ein Fußballtor?“ Bastian strahlte zurück: „Nein! Das ist ein Gefängnis! Und darin sperre ich alle Mädchen ein!“ Während sich die Eltern entsetzt anstarrten, strahlten Bastian und Lisa um die Wette.

Als ich ihn mittags wieder abholte, war die Stimmung nicht mehr ganz so gut. Im Auto fragte ich ihn schließlich, warum er so zwieder sei. „Weil du mich nie Autofahren lässt!“ Verdutzt schaute ich in den Rückspiegel. Bastians Blick war ernst. „Aber Bastian, du musst noch warten, bis du 17 bist, bevor du den Führerschein machen darfst!“ Bastians Augen begannen zu flackern und mit zitternder Stimme wimmerte er: „Und das macht mich soooo traurig!“

Die Traurigkeit über 13 Jahre Wartens verflog aber schnell, als Oma und Opa die Geschenke brachten. „Juhu! Ich habe das Römer-Piratenschiff gekriegt!“ Der Papa hüstelte: „Wer hat das Geburtstagsgeschenk gekriegt?“ „Na gut. Wir haben BEIDE das Römer-Piratenschiff gekriegt!“

 

Nach einem Nachmittag, an dem das gesamte Römer „Klomuseum“ samt „Cäsar und Klopatra“ aufgebaut wurden, gingen die Kinder anstandslos ins Bett. Ich korrigiere: Loni ging anstandslos ins Bett. Bastian unterhielt noch zwei Stunden die Geburtstagsgesellschaft, animierte die Gäste zum Playmobil spielen, es gab ein Lagerfeuer, jede Menge Orangensaft und irgendwie war es dann doch wieder fast genau derselbe Geburtstag, wie ich ihn schon seit vier Jahren feierte…

Hier beginnt das Elterntagebuch

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