Wie geht man als Familie in Traunstein mit der Schulschließung wegen des Coronavirus um?

Eigentlich wollte ich nichts über das Coronavirus schreiben und schon gar nicht im Elterntagebuch. Aber es sieht danach aus, dass Covid 19 unseren Alltag auch als Familie über Wochen und Monate bestimmen wird. So ist derzeit die Lage bei uns in Traunstein:

Anfangs konnten wir noch lachen. Im Nachbarort war einer der ersten Coronavirus-Fälle Deutschlands. Alle gingen souverän, besonnen und humorvoll mit der Situation um. Gut, es gab ein neues Spiel auf dem Schulhof, in dem sich Kinder gegenseitig zu fangen versuchten und mit dem Wort "Corona!" abklatschten, sprich ansteckten. Irgendwie süß, dass die Kinder die Weltlage spielerisch so schnell für sich vereinnahmten. Wir waren entspannt, weil wir dachten, wir stünden im "Kobi", jenem geschützten Raum im Kinderspiel, in dem man nicht abgeschlagen werden kann. 

Dann ging es vor zwei Wochen los, dass im Kaufland die Spaghetti- und Klopapierregale leer waren. Auch da lachten wir noch über die hysterischen Verrückten, die sich mit 5-Jahresvorräten Klopapier eindeckten. Als würde man im Corona-Fall wochenlang auf dem Klo sitzen und Spaghetti essen. Aber ein wenig wurden wir stutzig. Und da wir uns derzeit vegan ernähren, hamsterte auch ich vorsichtshalber ein paar Kilo Tofu. Davon gab es übrigens noch genug. Im Kindergarten wurde den Kindern währenddessen beigebracht, wie sich Viren übertragen und wie man richtig Hände wäscht. Allerdings hatte jemand die Läuse und die waren lange Zeit die Top-Priorität. 

Diese Woche überschlugen sich also die Ereignisse. Was gestern schon alle Busfahrer wussten, wurde erst heute von Ministerpräsident Söder verkündet. Alle Schulen und Kindergärten Bayerns schließen. Und nicht nur für zwei Wochen vorgezogene Osterferien, wie zuvor gemunkelt wurde. Sondern gleich für volle fünf Wochen. Während meiner ganzen Schulzeit gab es einen einzigen Tag außerplanmäßige Schulschließung. Und jetzt schon die dritte in zwei Jahren. 

Während manche Schüler sich über die Corona-Ferien freuen, tun sich für so ziemlich alle Familien große Fragen auf. Denn anders als sonst fallen Oma und Opa für die Kinderbetreuung aus. Denn sie sind ja der Hauptgrund, warum die halbe Welt stillgelegt wird: Um unsere älteren Mitbürger vor dem für sie gefährlichen Virus zu schützen. Und ihnen jetzt die Kinder anzuvertrauen, damit die Eltern weiter arbeiten können, wäre ja genau das, was man verhindern sollte.

Was also tun? Mein Arbeitgeber bietet Home Office an. Das ist für den Anfang hilfreich. Das Landratsamt stellt sich diesbezüglich noch quer. Dabei haben wir noch relativ viel Glück: Der öffentliche Dienst bietet 10 Fehltage bei Erkrankung der Kinder an. Fünf Wochen sind allerdings 25 Arbeitstage. Selbst wenn beide Eltern sich abwechseln, kommt man da rechnerisch nicht hin. Wie mag es da erst Eltern gehen, die in Kleinbetrieben arbeiten, die keine Telearbeit, Kurzarbeit oder Betriebsferien anbieten können? Nun suchen sich schon Eltern im Internet, die sich gegenseitig anbieten, auf mehrere Kinder aufzupassen. In diesem Fall entstehen auch wieder unterschiedliche Kleingruppen, also genau das, was der Staat vermeiden möchte. Man merkt, es ist extrem kompliziert, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Krux an der Sache bleibt auch, dass es nicht flächendeckend funktionieren wird, gleichzeitig keine sozialen Kontakte mehr zu pflegen UND die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Viele fragen auch empört, was der ganze Zirkus soll. Ich habe versucht, meinen Kindern zu erklären, dass wir in den Krankenhäusern nur eine bestimmte Anzahl an Intensivstationsplätzen haben. Sagen wir mal 1000. Angenommen, es würden so oder so 5000 Menschen am Virus erkranken, dann hätten wir ein Riesenproblem, wenn die alle gleichzeitig krank wären. Und genau das könnte passieren, wenn man die Ausbreitung nicht verlangsamt. Durch die Verlangsamung werden vielleicht auch 5000 Menschen krank, aber über einen Zeitraum von mehreren Monaten. So wären immer genügend Plätze in der Intensivstation frei. 

Noch ein anderes Beispiel, das ich kindgerecht und einleuchtend fand: Zwei Viren machen ein Wettrennen. Der eine Virus hat normale Schuhe. Er schafft mit jedem Schritt einen Meter. Nach dreißig Schritt hat er dreißig Meter zurückgelegt. Der Coronavirus aber hat exponentielle Superschuhe. Nach jedem Schritt verdoppelt sich seine Schrittweite. Erst springt er einen Meter, dann zwei, dann vier. Nach dreißig Schritt wäre er dem normalen Virus nicht nur meilenweit enteilt, sondern er hätte ihn drei Mal überholt, weil er drei Mal die Erde umrundet hätte. Und deshalb ist es so wichtig, dass man ihn so gut es geht, von Anfang an möglichst lange daran hindert, den nächsten Schritt zu machen. 

 

Ich fürchte, es werden noch viele Corona Geschichten erzählt werden. Passt auf euch und eure Eltern auf und bleibt gesund! 

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