Das Corona-Tagebuch Tag 5 – Tanne, Fichte, Oberkiefer

Die letzten Tage waren geprägt von der Befürchtung, dass die Schulen auch in Traunstein wieder schließen könnten. Noch am Donnerstag machte das Gerücht die Runde, dass die Klassen geteilt würden. Unter diesem Vorzeichen war es beinahe eine Erleichterung, als letztendlich verkündet wurde, dass die Schulen in Traunstein weiter offen bleiben. Allerdings müssen alle Schüler/innen auch am Platz Maske tragen.

Gesichtsmaske für Grundschüler finde auch ich nur so semi. Zwar halte ich Masken allgemein für ein zu vernachlässigendes Übel. Aber solange es keine Nachweise gibt, dass Kinder Treiber der Pandemie sind, finde auch ich, dass man im Zweifel für die Kinder entscheiden sollte. Wobei ich unter den Freunden unserer Jungs kein einziges Kind kenne, das Probleme mit dem Tragen der Maske hätte.

 

Die Schulen mit denen ich beruflich zusammenarbeite, reagierten unterschiedlich auf die rote Ampel im Landkreis. Die eine hat Externe ausgeladen. Die Beratungssprechstunde haben wir kurzerhand telefonisch erledigt und durch die super Organisation lief alles gut. Andere Schulen haben mir signalisiert, ich darf weiterhin persönlich mit den Schüler/innen sprechen. 

Am Freitag waren wir kleine Pioniere. Der Gewerbeverband Traunstein hat den traditionellen Tag der Ausbildung dieses Jahr komplett ins Netz verlegt. Auch ich war in einem Video-Chatroom mit dabei. Corona hat auch diesbezüglich in einem Handstreich alles auf Digitalisierung umgeschaltet.

Mit den Kindern erlebte ich heute einen Tag im Playmobil-Wahnsinn. Trotz Lockdown 1 im Frühjahr und wochenlangem Ausmisten ist der Spielekeller immer noch voller Playmobil. Heute haben wir die gesamte Themenwelt „Western“ aufgebaut und geprüft, ob noch alle Teile da sind. Und was passierte? Jahrelang haben die Kinder sich nicht mehr für Cowboys und Indianer interessiert. Und kaum sind wir kurz davor, uns davon zu trennen, mutiert es zum Lieblingsspielzeug.

Ach ja, den Titel muss ich noch erklären. Bastian geht inzwischen in die dritte Klasse. Da die ersten Arbeiten anstehen, wird Abends ab und zu gemeinsam gelernt. Die Frage „Nenne drei Nadelbäume“ konnte unser Leo ohne mit der Wimper zu zucken beantworten: „Tanne, Fichte, Oberkiefer!“ Das allein wäre schon ein Brüller gewesen. Nachdem unser Gelächter leiser wurde, zwinkerte er uns vielsagend zu und grinste: „War nur ein Witz!“ Als wir ihn fragten, ob er weiß, was ein Oberkiefer ist, antwortete er: „Weiß ich! Das ist das Maul von einem Dinosaurier!“ Wir haben ihn aufgeklärt, dass auch er einen Oberkiefer besitzt. Das muss man hier im Zahnarztviertel schon wissen!

Noch ein kurzer Blick auf die regionalen Zahlen: Das Berchtesgadener Land harrt im Lockdown aus. Die Zahlen haben sich naturgemäß noch nicht verbessert. Die 7-Tages-Inzidenz ist bei 282. Im Krankenhaus liegen aktuell 10 Personen, zwei davon auf intensiv. Auch Traunstein spürt nun, dass die zweite Welle begonnen hat. Die 7-Tages-Inzidenz ist aktuell bei 64. Gleichzeitig beginnt auch hier die Bettenbelegung zu steigen. 7 auf Normal und 2 auf Intensivstation.

 

Mit den Kindern zelebrierten wir heute übrigens italienischen Abend. Mit Kürbiscremesuppe, Spaghetti Vongole und Torten vom Harrecker als Nachspeise. Die Kinder waren ein wenig enttäuscht, weil sie sich lieber einen Western-Abend gewünscht hätten. Ob sie Bohneneintopf lieber gegessen hätten, bin ich mir aber nicht sicher. 

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