Das brutale Bierzelt Comeback

Habt's ihr auch zwei Jahre lang davon geträumt, wie sakrisch schön und zünftig so ein Bierzeltbesuch wieder wär? Gemeinsam auf einer Bierbank sitzen, gemütlich an der Maß nippen, seinen Freunden zuprosten und anregende Gespräche führen. Dann, nach zwei, drei Masserl, wenn sich die Laune langsam hebt, ein ganz kleines bisserl auf den Tischen tanzen. Und schließlich satt und zufrieden ins verdiente Bett gebracht werden. 

Ja mei, Bierzelt ist doch die schönste Zeit im Jahr! So ähnlich muss auch der Rest von Südostbayern gedacht haben, als er das so lang ersehnte Traunsteiner Frühlingsfest gestürmt hatte. Zwei Jahre Pandemie entluden sich in einer bombastischen bajuwarischen Bierzeltexplosion. In der ganzen Stadt flanierten Menschen in Tracht. Und im Zelt, so erzählten die, die noch reingepasst hatten, sei so viel los gewesen, wie noch nie. So ein Feierabend im Bierzelt, das wär schon was, dachte ich und spazierte abends runter zum Festplatz. Blöderweise trug ich noch meine Arbeitsklamotten. Und ich arbeite nicht in Lederhose. "Gehst du ins Bierzelt? Dann drehst aber schnell um und ziehst was Gescheites an!", schimpfte mich die Metzgerin. Egal. Ich kämpfte mich durch den Rummel und bekam sogar noch einen Platz. Selig seufzend freute ich mich auf mein Bier und ein Abendessen. Aber etwas stimmte nicht. Die Bedienung ignorierte mich und schaute blass aus, abgekämpft, als ob sie kurz vor dem Herzkasperl war. Die am Nachbartisch schauten mich mitleidig an, so auf die Art: Der Arme meint tatsächlich, hier was zu trinken zu bekommen. "45 Minuten Wartezeit!", rief einer mit einem langen Bart und prostete mir zu. Egal, ratsche ich halt so lange. Wobei, Ratschen konnte man das nicht nennen. Eher Schreien und verstehen konnte ich trotzdem nichts. In der Nähe gab einer, der offensichtlich kein Problem hatte, bedient zu werden, den unverdauten Gerstensaft oral wieder von sich. Da ich jetzt wusste, was der gegessen hatte, fragte ich unverbindlich, ob es auch was Veganes zu essen gäbe Der halbe Tisch fiel vor Lachen fast von der Bierbank. Als ich dann auch noch die Preise sah und mein Budget checkte, war ich direkt froh, dass wir noch immer nicht bedient worden waren. So verbrachte ich meinen so lange ersehnten ersten Tag im Bierzelt nach 2 Jahren Pandemie schließlich in einer ruhigen Pizzeria oben in der Stadt bei einem Glaserl Rotwein.

Welche Folgen mein Bierzelt-Besuch hatte und wie die ganze Geschichte weiterging, erfahrt ihr hier: Corona Bavariae

Der Traunsteiner Autor Bernhard Straßer berichtet in seiner Kolumne alle zwei Wochen in der "Hallo Nachbar" über seinen "Alltag in Weißblau". Alle Beiträge findest Du hier: https://www.chiemgauseiten.de/bernhard-strasser/mein-alltag-in-weissblau/

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