Der Beinahe-Bauer von Kühnhausen

Rund um das kleine Kühnhausen, am Ostufer des Waginger Sees gelegen, ranken sich zahlreiche legendäre Geschichten. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs suchten dort mit Romy Schneider, ihrer Mutter Magda und Mady Rahl gleich drei bekannte Persönlichkeiten der Filmgeschichte. 

Wie einer der bekanntesten Entertainer fast Landwirt am Waginger See wurde

Im Rahmen der Recherche über Romy Schneiders Zeit in Kühnhausen tauchte aber eine weitere Kühnhausen-Anekdote auf, die so skurril klang, dass man sie eher im Reich der Legenden als der Heimatgeschichte vermutete. Es ging um einen bekannten deutschen Entertainer dessen Laufbahn beinahe statt als Jazz-Musiker als Landwirt am Waginger See begonnen hätte. Da der bekannte Künstler, der erst kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, in einer Ringelstetter-Sendung selbst über die damaligen Ereignisse erzählt hat, darf diese Kühnhausen-Geschichte hier nicht fehlen: 

In den 50er- und 60er-Jahren wuchs im Wirtschafts-Wunder-Deutschland der Wohlstand. Familien aus ganz Deutschland leisteten sich einen Urlaub im Süden. Beliebt war auch Deutschlands wärmster Badesee, der Waginger See. In den sogenannten Schwarnow-Zügen des späteren TUI-Mitbegründers Wilhelm Scharnow wurden Tausende Familien an den Waginger See gelockt und begründeten dort ein kleines Tourismus-Wunder. Auch in Kühnhausen gab es seit 1953 eine Wasserwacht und somit einen wachsenden Badebetrieb. Beliebt war neben dem Urlaub am See auch der Urlaub auf dem Bauernhof. Stammgäste bei einem der Kühnhausener Bauernhöfe war die Familie Schneider aus Mühlheim an der Ruhr, die jeden Sommer teils Monate in Kühnhausen verbrachten. Besonders der beim ersten Urlaub vierjährige Sohn der Schneiders fühlte sich auf dem Bauernhof sehr wohl. Er konnte gut mit den Kühen, durfte später sogar Traktor fahren und zeigte durchaus Talent als Landwirt. 

Da der Bauer selber keine Kinder hatte, suchte er später einen potentiellen Erben für die Landwirtschaft. Also fuhr er nach Mühlheim an der Ruhr und bot der Familie Schneider an, den Sohn zu adoptieren, damit dieser später als Bauer den Hof übernehmen könne. Die Eltern lehnten ab und der junge Helge Schneider wurde also nicht Landwirt am Waginger See. Lange Zeit wies aber sein Werdegang nicht darauf hin, dass er einmal Karriere als einer der bekanntesten Entertainer, Jazz-Musiker und Humoristen Deutschlands machen würde. Der junge Helge brach die Schule damals ab und versuchte sich in Lehren als Raumausstatter und Bauzeichner, die er ebenfalls abbrach. Auch als Landschaftsgärtner und Tierpfleger arbeitete er – da wäre sein Weg als Landwirt gar nicht so abwegig gewesen. Sein eigentliches Talent und seine Leidenschaft war allerdings die Musik. 1972 bestand er eine Sonderbegabtenprüfung und studierte zwei Semester Klavier am Konservatorium Duisburg. 

Helge Schneider, bei dem Privatperson und Kunstfigur unscharf ineinander fließen, wurde spätestens mit dem Hit „Katzeklo“ deutschlandweit bekannt. Seine Auftritte sind dabei eine Mischung aus virtuosem Jazz-Konzert und skurrilem Blödel-Humor. Aufgefallen war schon lange, dass Helge Schneider auf Konzerten in der Region gerne über „Petting am Waginger See“ sprach und auch die Kirchanschöringer-Gäste begrüßte. Ein Rätsel, das sich durch seine Kühnhausen-Vergangenheit somit aufgeklärt hat. Die spannende Frage bleibt, was aus dem jungen Helge Schneider aus Mühlheim an der Ruhr wohl geworden wäre, wenn er den Hof in Kühnhausen übernommen hätte. Wäre er heute Ehren-Mitglied in der Feuerwehr Lampoding? Würde er in der Musikkapelle Petting mitspielen? Vermutlich wäre Helge Schneider so oder so Musiker geworden, geschadet hätte ihm eine Lehre als Landwirt vermutlich nicht. Vielleicht hätte er neben Katzenklos noch mehr Lieder über Kühe, Hühner und Traktoren gesungen.  

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