
Die schönste Aussicht auf den Waginger See hat man vom kleinen Ort Bicheln bei Tettenhausen. Natürlich kann man mit dem Auto dort hinauffahren, sein Foto schießen und wieder heimfahren. Aber dann hat man ein wunderschönes Wandererlebnis verpasst. Wer die Aussicht von Bicheln nicht nur für den Insta-Account festhalten will, sondern auch noch die unvergessliche Erinnerung einer Familienwanderung mitnehmen will, der muss unbedingt die Strecke zu Fuß gehen.

Die Bicheln-Wanderung ist eine meiner ältesten Kindheitserinnerungen. Und weil wir die Wanderung so oft gegangen sind, haben sich bei mir strenge Regeln ergeben, die noch heute gelten. Das habe ich jedenfalls festgestellt, als ich letztens die Wanderung ein erstes Mal mit meinen Kindern gegangen bin. Was erwartet euch und die Kinder? Wasser, See, eine Ruine, eine Legende – und am Ende die beste Aussicht (die den Kindern erfahrungsgemäß egal ist).
Von Tettenhausen bis zur Kneippanlage

Und hier geht’s los: Hinter der Kirche von Tettenhausen ist ein größerer Parkplatz, der sich als Startpunkt der Wanderung anbietet. Weiter geht es über die Straße Richtung Bicheln. Natürlich kann man auch direkt zum Aussichtspunkt geradeaus gehen. Aber viel mehr Spaß macht es, links den Schildern Richtung „Kneippanlage“ zu folgen und sich Bicheln als Höhepunkt der Wanderung aufzuheben. Da unterscheide ich mich von meinem Papa, der den Weg immer umgekehrt gegangen ist. Vermutlich, weil für uns als kleine Kinder der wahre Höhepunkt nicht die Aussicht, sondern die Kneippanlage war. Denn im Wasser zu pritscheln macht Kindern definitiv mehr Spaß, als sich eine Aussicht anzuschauen.
So oder so, kurz vor der Kneippanlage wird der Wanderweg von einer Schranke für den Autoverkehr versperrt. Hier ist noch kein Kind vorbeigekommen, ohne sich auf die Schranke zu setzen oder einen Purzelbaum über die Schranke zu machen. Aber Achtung: Es kann vorkommen, dass besonders kleine Kinder allein schon von der Schranke als Turngerät so begeistert sind, dass die Wanderung schon jetzt beendet ist. Also die Kinder rasch mit der Aussicht auf Wasser zum nahen Kneippbecken locken!
Spätestens jetzt sind die ersten Kinder nass. Deshalb sollte man die Wanderung idealerweise bei schönem Wetter machen. Oder Ersatzkleidung dabeihaben.
Legenden und Ruinen am Tachinger See

Der Weg führt weiter am Seeufer des Tachinger Sees entlang. Da der Weg meist durch den Wald geht, ist es im Sommer angenehm schattig. Etwas nervig können die vielen Radfahrer sein, die hier den Waginger/Tachinger See umrunden.
Auf unserer Wanderung haben wir am schilfbewachsenen Ufer nach einer großen Steinkugel Ausschau gehalten. Diese gab es in meiner Kindheit noch und sie war eine eindrucksvolle Erinnerung. Was macht die zur Hälfte auseinandergebrochene riesige Kugel mitten im Tachinger See? Heute ist von der Kugel nichts mehr zu sehen. Anscheinend wurde sie entfernt. Schade eigentlich. Es heißt, dass es eine alte Zisterne vom Bauern war. Aber wir Kinder haben uns die fantastischsten Geschichten über die „Erdkugel“, wie wir sie nannten, ausgedacht.

Nicht weniger Fantasie anregend ist die Ruine, die man nach einer Weile auf der rechten Seite des Wanderweges zu sehen bekommt. Ein steinerner Eingang, eine Art Brunnenbecken. Was war hier früher einmal? Ein Haus? Ein Gartengrundstück? Man sieht noch die Umrisse. Der Rest regt zur Legendenbildung an. Hier haben wir mit den Kindern eine kurze Pause eingelegt.
Der Aufstieg nach Bicheln – Meckern, Staunen und Aussicht genießen

Denn danach geht es gleich steil rechts den Forstweg hinauf. Der Wald ist ein fantastisch schöner Buchenwald und das Laub raschelt herrlich zwischen den Füßen. Allerdings geht es jetzt richtig steil bergauf und man kann sich die Meckereien der Kinder gut vorstellen.

Oben angekommen nähert man sich Bicheln nun von der Rückseite. Und ab jetzt wird die Aussicht wirklich von Meter zu Meter schöner. In Bicheln hat man eine unglaublich weite Sicht auf die Salzburger Berge, den Waginger See, die Orte Kirchstein und Petting sowie die Chiemgauer Berge, Waging, Mühlberg, Wonneberg. Es gibt zwei Brotzeit-Bankerl, wo man erstmal Pause machen kann, um die Aussicht zu genießen.

Danach geht es nur noch bergab. Die schöne Aussicht bleibt noch lange. Man spaziert direkt an einer schönen Weide vorbei, wo das nächste Pausenbankerl wartet. Kurz vor dem Ortseingang gibt es noch eine interessante Kapelle. Dann ist man eh schon wieder im Ort.

🧭 Infobox zur Tour

- Start/Ziel: Parkplatz hinter der Kirche in Tettenhausen
- Länge: ca. 5,1 km
- Dauer: ca. 1:10 Stunden reine Gehzeit
- Höhenunterschied: etwa 90 Höhenmeter, steiler Aufstieg im zweiten Drittel
- Schwierigkeit: leicht, aber nicht kinderwagentauglich
- Geeignet für: Familien mit wanderfreudigen Kindern ab ca. 4–5 Jahren
- Highlights für Kinder: Kneippanlage, Ruine, Wald, Legenden und Tiere auf der Weide
- Highlights für Erwachsene: Seeufer, Ruhe, Aussichtspunkt Bicheln
- Ausrüstung: Feste Schuhe, ggf. Ersatzkleidung, Brotzeit, Sonnenschutz
- Tipp: Die Tour an einem warmen Tag mit Badepause am Tachinger See verbinden
- Anfahrt: Mit dem Auto bis Tettenhausen (Parken bei der Kirche), Navi-Adresse: Hauptstraße 2, 83329 Waging am See
Kommentar schreiben