Silvester ist der allerschönste Tag im Jahr für Kinder. Da darf man ganz viel essen und trinken was man will, darf Fernsehschauen und so lang aufbleiben, wie man es schafft. Aber es ist auch ein gefährlicher Tag. Denn die Nachbarn draußen schießen die ganze Zeit Maketen und es kracht und rummst überall und Kinder wie ich haben Angst und wollen nicht draußen spielen, solang die da schüasn.
Mein kleiner Bruder Loni Kanoni hat auch Angst gehabt und deshalb den ganzen Tag seit 7 Uhr in der Früh so laut geschrien wie möglich. Und das ist sehr laut. Als es dunkel wurde, hat Papa die Kerzen vom Christkind eingeschaltet und auf dem Tisch wurde ein Raclette aufgebaut. Das ist wie Grillen im Wohnzimmer. Mit Rauch und so. Gegessen hab ich aber nichts. Weil ich nur was essen muss, wenn ich keine Kraft mehr habe. Und außerdem hatte ich vom Papa ein Kinderbier gekriegt. Und das hab ich erst austrinken müssen. Auch der Loni Kanoni hatte, obwohl er sonst den ganzen Tag über hungrig ist, nichts gegessen und das Fleisch und die Broccoli auf den Boden geschmissen. Und der Papa und die Mama haben sich so komisch angeschaut, als ob sie jeden Moment weinen würden. Dann musste ich aufs Klo, weil ich so viel Kinderbier getrunken habe. Und Papa oder Mama müssen dann natürlich mit, weil ich nicht alleine auf die Schüssel hoch komme und mich auch nicht alleine wieder anziehen kann.
Loni Kanoni hat noch ein bisschen gebrüllt und Mama und Papa haben ihn auf den Boden getan, wo es Nachspeise gab. Dann wurde er ins Bett gebracht und ich durfte noch aufbleiben, weil ich schon drei bin!
Wir haben einen Schwarz-Weiß Film angeschaut, wo die Leute englisch reden und ich hab mich so gefreut. „Die kenn ich fei!“, hab ich gerufen und dann ist der alte Mann über den Löwen drüber gefallen und mir ist eingefallen, dass ich schon letztes Silvester Angst vor dem hatte. „Der Mann ist böse!“, hab ich Papa gewarnt, der hat aber nur gelacht. Dann musste ich aufs Klo.
Danach haben wir Blei gegossen. Es kamen aber nur Walfische raus. Ich musste zwei Mal aufs Klo. Ich durfte noch ganz lange Fernsehschauen. Lauter Leute haben gesungen und geklatscht. Ich auch. Kurz bevor ich aufs Klo musste. Später haben wir das Arche-Noah Spiel gespielt, bei dem man Holztiere auf die Arche Noah stapeln muss und der, bei dem sie umfällt, hat verloren. Papa hat immer verloren. Mama war mit mir drei Mal auf dem Klo. Dann bin ich vor dem Fernseher eingeschlafen. Es war auch schon ganz schön spät. So lang war ich noch nie auf gewesen: Halb Zehn!
Am nächsten Tag bin ich aufgewacht und im Garten steckten lauter Maketen. Die wollten die Nachbarn zu uns schüasn! Das darf man nicht! Aber Papa hat gesagt, an Silvester darf man das schon. Ich freue mich schon auf das nächste Silvester. Dann darf ich auch wieder Kinderbier trinken!
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