Wenn die Mama wieder arbeiten will

Die Rückkehr ins Arbeitsleben ist für Eltern oft ein ähnlich einschneidendes Lebensereignis wie die Geburt selbst. Der gesamte Alltag stellt sich auf den Kopf und muss neu organisiert werden. Wie andere Mamas die Rückkehr ins Arbeitsleben planen durfte ich letztens in der Arbeit erfahren, als ich bei einem Treffen von Kolleginnen in der Elternzeit zuhören durfte. 

Die größte Erkenntnis dabei war: Wahnsinn, was meine Frau sich da, ohne zu lamentieren, aufgehalst hatte. 

Aber von vorn: Die typisch bayerische Mutter bleibt natürlich die ersten drei Jahre zu Hause bei den Kindern. Ganz so wie es sich in einem CSU-regierten Land gehört. Wer soll sich denn sonst um Putzen, Kochen und die Kinder kümmern? Und um den Mann, wenn er völlig erschöpft von der Arbeit heimkommt. Aber ich schweife ab: Also typisch ist eine Rückkehr ins Arbeitsleben, wenn das Kind mit Drei in den Kindergarten kommt. Und wenn möglich nur acht, allerhöchstens zehn Stunden. Und auch nur, wenn im Kindergarten alles super läuft. 

Langsam begriff ich, dass es alles andere als selbstverständlich ist, dass die Mutter nach einem Jahr Elternpause wieder startet. Und dann auch noch gleich mit 20 Stunden. Der Respekt vor meiner Frau wuchs und wuchs. Ich sprach unsere Gleichstellungsbeauftragte darauf an und sie meinte: Tolle Leistung meiner Frau. Aber: so etwas funktioniere nur, wenn man einen Mann hat, der seinerseits flexibel ist. Ich bezog es zunächst auf die Mithilfe im Haushalt und klopfte mir frenetisch auf die Schulter. Aber dann begriff ich: Sie meinte unseren Arbeitgeber, der uns flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit etc. anbietet. 

Und dann musste ich an ein Negativbeispiel denken und wusste wieder, warum es mir immer so wichtig war, dass meine Frau sofort wieder zu arbeiten begann:

Meine eigene Mutter hatte es nicht geschafft. Sie arbeitete im Landratsamt, als ich auf die Welt kam, also eigentlich beste Bedingungen. Aber es waren die Achtziger Jahre. Franz Josef Strauß und ein Dorf im tiefsten Oberbayern. Nach dem zweiten Kind versuchte sie, wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren. Aber da mein Papa als Polizist unregelmäßige Arbeitszeiten hatte und die Omas keine Zeit hatten, uns Kinder zu nehmen und weil damals eine Kinderkrippe noch das Ende vom Abendland darstellte, blieb sie Hausfrau. 20 Jahre später unternahm meine Mama letzte, fast verzweifelte Versuche, wieder eine Arbeit zu finden. Obwohl sie als Büchereileiterin einen guten Namen hatte, nahm sie kein Arbeitgeber mehr. 

Sie war immer für uns Kinder da. Erst als Erwachsener begriff ich, was sie für uns geopfert hatte. Aus einer Berufstätigkeit zieht man auch Bestätigung und Wertschätzung, ganz zu schweigen vom Lohn.

Mit dieser Vorgeschichte weiß ich, dass wir mit der Teilzeit Berufstätigkeit zwar einen schwierigen Weg eingeschlagen haben, aber dass es der richtige war.

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