Jupp Heynckes und Basti - endlich (wieder) Bayern

In dem Moment, in dem die Frauenärztin das flimmernde Ultraschallbild begutachtet und verkündet: "Es wird ein Junge!" blitzen im Kopf eines Papas zahllose Bilder auf: Ein Keller voller Playmobil... Fußballspielen hinterm Haus... gemeinsame Fahrten zum FC Bayern. Gestern war es schließlich soweit. Nach fünf Jahren erfüllten wir uns beide unseren Traum und fuhren mit dem Bayernfanclub Fridolfing in die Allianz Arena zu Jupp Heynckes' großartigem Comeback

Eine Zeitreise: 

August 1991: Als Zwölfähriger bin ich mit meinen Anschöringer Freunden im Olympiastadion. Ich sehe meine erste Bayern-Niederlage im Stadion: 1:2 gegen Hansa Rostock. Ein Haufen Dreikäsehochs brüllt mit vorpubertären Stimmchen: "Heynckes raus! Heynckes raus!" Zwei Monate später ist seine erste Station beim FC Bayern tatsächlich beendet. 

21 Jahre später. Champions League Finale Dahoam: Bastian verfolgt das Spiel in Mamas Bauch. Als Schweinsteiger den Elfmeter verschießt, beschließt der Papa, seinen Erstgeborenen nach seinem Lieblingsspieler zu nennen. Oder zumindest diese Geschichte fortan so zu erzählen. Ein Jahr später: Robben netzt zum 2:1 im Finale gegen Dortmund ein. Das Baby Bastian wacht vom Jubelgeschrei auf. Heynckes' größter Erfolg für die Bayern - er geht in Ruhestand.

Mehr als vier Jahre später - Bastian ist inzwischen fünf - kehrte Jupp Heynckes also sensationell zum FC Bayern zurück. Und genau dieses Spiel sollte also das erste Bayernspiel sein, das unser Bastian live im Stadtion anschauen durfte!

Kinderfahrt des Bayernfanclub Fridolfing. Der kleinste im Bus ist unser Bastiano. Auf der Hinfahrt vertreibt er  sich zunächst die Zeit, Lego zu bauen. Kleiner Tipp: Auf einer Busfahrt Lego zu bauen ist eine saublöde Idee. Die meiste Zeit krabbelten wir durch den Bus auf der Suche nach heruntergefallenen Steinchen. Dann fand Bastian heraus, dass es beim Fanclub eine Verpflegungs-Flatrate gibt. Zwei Apfelschorlen und eine Wurtstemmel später war er satt, aber ihm war langweilig. Also spazierte er mal wieder nach vorne und fragte den Busfahrer, ob er sich vorne hinsetzen dürfe. Ich schaute ihm verdutzt nach und fragte mich immer wieder, wo der Kleine nur sein Selbstbewusstsein her hat...

Dann ging es weiter in die Allianz Arena. 

Zur Sicherheit machten wir eine Vereinbarung, was zu tun sei, wenn wir uns verlieren sollten. Um Missverständnisse vorzubeugen - es gab da so einen Vorfall im Kindergarten - erklärte ich vorsichtshalber, dass ich nicht "Paul" heiße...

Am Stadioneingang war Bastian ganz überrascht, dass erwachsene Menschen von den Securitys Schimpfe bekamen, weil sie sich "deppert anstellten" oder Rucksäcke dabei hatten, obwohl man keine mehr mitbringen darf. 

Auf unseren Plätzen am Oberrang gab es schließlich jede Menge zu sehen. Vor allem die armen weiß gekleideten Menschen, die das Telekom-T darstellen mussten, taten Bastian sehr leid. 

Als die Spieler aus dem Tunnel kamen und die Bayern-Hymne gespielt wurde, entdeckte ich ein erstes Mal diesen Glanz in den Kinderaugen für den man diesen ganzen Aufwand betreibt und man weiß: Genau dafür ist es das wert.

Jetzt muss man allerdings noch wissen, wie sich Bastian ein Fußballspiel vorstellt: Bastian ist überzeugt davon, dass der Gewinner schon im vorhinein feststeht. "Papa, wer gewinnt denn heute? Die Bayern?"

Außerdem dauert ein Bayernspiel in seiner Vorstellung etwa fünf Minuten und es fallen fast die ganze Zeit Tore. So wie er es von der Sportschau her kennt...

Da das echte Fußballspiel allerdings verdammt lange dauert, vertrieb sich Bastian die Zeit, regelmäßig nachzuzählen, ob schon genügend Bayernspieler auf dem Platz standen. Und als der Papa schon völlig genervt war und wieder antwortete: "Glaub mir endlich, da sind elf Bayernspieler auf dem Feld!", drehte sich der Vordermann um: "Der Bub hat Recht: Martinez ist vorhin raus gegangen." Ah!

Anfang der zweiten Hälfte wurde es Bastian endgültig zu langweilig. "Ich will jetzt heim!" Als der Papa sich weigerte, bestand der junge Mann zumindest darauf, aufs Klo zu gehen. Die zwei Flaschen Apfelschorlen zollten ihren Tribut.

Langweilig wurde es die letzte halbe Stunde nicht mehr, denn es fielen noch drei Tore bis es letztendlich 5:0 für die Bayern stand. Genau so wie sich ein fünfjähriger ein Spiel des FC Bayern vorstellt. Bastian hatte vor dem Spiel übrigens 5:1 getippt. "Aber der andere Torwart war heute fast so gut wie der Manuel Neuer und hat kein Tor bekommen", dozierte Bastian nach dem Spiel.

Einen Wermutstropfen gab es letztendlich doch noch: Das vielumjubelte 1:0 hatte gar nicht Thomas Müller erzielt, sondern war ein Eigentor. Wie soll man das dem Kleinen beibringen? Noch Tage später antwortet er nämlich auf die Frage, was beim Bayernspiel am schönsten war: "Das Tor von Thomas Müller"...

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