Leos Lager

Wer uns kennt weiß, dass uns Eltern unterschiedliche große Themen seit Jahren beschäftigen. Themen, die wir mit mehr oder weniger großem Erfolg durchzusetzen versuchen. Mein Thema ist es, dass die Kinder durchschlafen und dies idealerweise in ihrem eigenen Bett tun. Bei der Mama dreht sich vieles um wertvolle Nahrung, die idealerweise zuckerfrei sein sollte. Der Alltag sieht, Ihr Leser wisst das, etwas anders aus. Den Kampf gegen die Windmühlen kannten wir bereits. Neu war allerdings die totale Vehemenz mit der uns unser Kleinster letztens sabotierte.

Die Nächte sind seit Monaten unverändert. Jede Nacht schleicht sich Leo in unser Schlafzimmer. Anfangs noch wie ein Ninja, still und heimlich, und erst, wenn er beim nächtlichen Kampf um die Bettdecke der Mama den Ellbogen ins Auge rammt, wachen wir auf.

„Aua! Das hat weh getan!“

„Tut mir leid, Mama! Ich hab dich sooo lieb!“

Inzwischen gleicht es eher einem Trampeln, wenn er das Schlafzimmer betritt.

„Leo! Wir haben gesagt, du darfst erst in der früh kommen!“

Eine Stunde später quietscht die Tür erneut.

„Leo!“

„Ach so, ist es noch nicht soweit?“

„Nein!“

Wieder eine Stunde später. Die Tür quietscht. „Jetzt?“ „Na gut!“

Bei so viel Stress hilft nur noch Schokolade. Die liegt inzwischen immer im Nachtkästchen, sozusagen als Notfallmedizin für gestresste Papas. Da ist zwar Zucker drin, aber die Mama toleriert es. Manchmal braucht man ihn. Und außerdem ist die Schokolade ja nur für den Papa.

Was unser Kleiner in den Nächten allein im Zimmer so treibt, wissen wir nicht. Meine Ahnungen habe ich ja im letzten Eintrag bereits kundgetan. Diese Ahnungen haben sich nun verdichtet.

Letzte Woche waren wir bereits früh aufgestanden, als Leo, wie immer, noch in unserem Bett liegen blieb.

Wir zelebrierten unsere ayurvedischen Morgenrituale, um den Herausforderungen des neuen Tages gewachsen zu sein. Plötzlich hörten wir den Großen schreien: „Leo! Spinnst du! Das darfst du nicht?“

„Was ist denn los?“ Erschrocken warfen wir unsere Neti Pötte und Nasenduschen beiseite und stürmten ins Schlafzimmer. Da war… Nichts!

Bastian deutete vehement auf die ausgebeulte Decke. „Da drin ist er!“

Vorsichtig lupften wir die Decke hoch. Unter der Decke saß ein kleines Männchen und schaute uns schuldbewusst an. Sein Mund war bräunlich gerahmt. Die Finger mit einer schmierig braunen Masse bedeckt. Ein Blick auf das Nachtkästchen offenbarte, dass die Gute-Nacht-Schokolade verschwunden war. Das Männlein unter der Bettdecke stopfte sich rasch den letzten Rest Schokolade in den Mund.

„Ja spinnst denn du?“

„Ich musste was essen!“, murmelte der ertappte Delinquent mit vollem Mund.

„Es gibt doch gleich Frühstück!“

„Ich hatte aber jetzt Hunger!“

Schon jetzt hätte es eine saftige Strafe gesetzt. Aber es kam noch dicker. Bastian grinste die ganze Zeit so komisch. „Warum grinst du so?“

„Leo hat noch mehr Schokolade!“

„Wie bitte?“

Während der Schokoladendieb wütend aufschrie und den Whistleblower zu stoppen versuchte, führte uns Bastian in Leos Zimmer. Er deutete auf seinen Schrank.

Vorsichtig öffneten wir die Türe. Dahinter verbarg sich ein wahrer Schatz von unermeßlichem Wert. Wenigstens wenn man ein Kind ist. Oder spezieller: Wenn man Leo ist. Da Leo offensichtlich Nachts von regelmäßigen Hungerattacken geplagt wird, hatte er sich ein Vorratslager angelegt. In Leos Lager fanden wir mehrere angebissene Äpfel unterschiedlichen Alters. Und wir fanden das, was es in einem zuckerfreien Haushalt eigentlich gar nicht geben dürfte… Schokolade! Jede Menge Schokolade, die er in den letzten Wochen aus unserem Süßigkeitenschrank geklaut haben musste.

Das Nachtleben unseres Kindes wird immer mysteriöser. Nicht nur, dass er Nachts stundenlang spielt. Nun wissen wir also auch, dass er sich Essensvorräte angelegt hat, die auch im Falles eines spontanen Auszuges der Eltern noch für lange Zeit reichen würden.

Wir sind sehr gespannt, was wir als nächstes entdecken. Welche nächtlichen Highlights habt ihr mit Euren Kindern bisher erlebt?

 

Ach ja, eine Strafe setzte es natürlich auch: Eine Woche Süßigkeiten und Eltern-Schlafzimmer Verbot. Er hielt sich zumindest die ersten drei Tage daran…

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