Zirkus Corona - der neunte Tag - Hausaufgaben

Ich hatte einen schrecklichen Alptraum. Ich träumte, dass die Anzahl der Kinder, die sich nachts heimlich in unser Bett schleichen, exponentiell ansteigt. In der ersten Nacht war es nur ein Kind. Einige Nächte später waren es schon zwei Kinder. Nochmal einige Nächte später waren es vier Kinder. Die Regierung äh, die Eltern schlugen Alarm und verlangten, dass die Kinder in ihren eigenen Betten bleiben müssten! Es half nichts, zu viele Kinder hielten sich nicht an die Regeln. Kurz darauf waren es schon acht Kinder. Der gesamte gesunde Schlaf drohte zu kollabieren. Würde nichts unternommen, wären es in drei Wochen bereits über tausend Kinder und bald Millionen. Vor Schreck wachte ich auf. Es lag nur ein Kind in unserem Bett.

Tag 9 war ein Tag des Schämens und der Erkenntnisse. Zum einen war es der allererste Tag, an dem kein einziges Mitglied unserer Familie auch nur einen Schritt aus dem Haus getan hat. (Gut, der Gang zum Komposthaufen zählt hoffentlich nicht). Stattdessen Telefonate mit den Freunden. Und die Erkenntnis, dass auch ich noch vor einer Woche absolut verantwortungslos gehandelt hatte, als ich mit der ganzen Familie auf einer Geburtstagsfeier war. Natürlich hatten wir damals schon den Sicherheitsabstand eingehalten. Aber die Kinder? Es hat halt bei den einen und anderen ein paar Tage mehr gedauert, bis der totale Ernst der Lage erkannt worden war. Nun gut, jetzt sitzen wir also daheim. Die Kinder feiern den Spielekeller ab und bauen das Playmobilland Nürnberg nach. Dazwischen sind sie absolut brav und folgsam, räumen sogar ihre Zimmer auf, weil sie herausgefunden haben, dass sich auf unserem Tablet das Lego-Autorennenspiel befindet. Die Corona-Krise wird bei uns immer die Zeit bleiben, in der wir den Kindern die Welt der Videospiele nicht mehr verheimlichen konnten. Abends führt Loni ein klärendes Gespräch mit dem Opa. Er erklärt dem Opa, was er an dessen Gartenbahn alles verändern würde. Was die Gartenbahn unbedingt noch braucht. Einen Schaffner, zum Beispiel, der Bieseln kann. Es ist eine Weile ein superlustiges Gespräch. Bis Loni abschließend anfügt:

„Gell, Opa, wenn du gestorben bist, krieg ich die Gartenbahn!“ Erst lachen wir, weil der Kleine jetzt schon das Erbe aufteilt. Dann wird es aber ganz kurz gespenstisch still und wir nehmen Loni den Hörer aus der Hand. Der Opa nimmt es mit Humor und fragt, ob wir Eltern auch irgendwelche Wünsche hätten. Ja, antworten wir beide fast gleichzeitig: Bleibts gesund, bleibt uns noch lange erhalten und bleibt zu Hause!

Abends gibt es in der Elternschaft eine Kontroverse, ob die Kinder zu viele Hausaufgaben aufbekommen. Eine richtige Antwort ist da schwer zu finden. Einerseits hat Bastian in der Tat verdammt viel, gefühlt viel zu viel Hausaufgaben auf. Auf der anderen Seite hat er jeden Vormittag genügend Zeit dafür. Der Knackpunkt bleibt, dass wir Eltern teilweise arbeiten müssen, dass die meisten von uns keine gelernten Pädagogen sind und dass in Zeiten der Digitalisierung die Schule tatsächlich ein wenig mehr anbieten müsste, als jeden Tag jede Menge Aufgaben einseitig online zu verschicken.

Die Kathi vom Musikgarten macht es übrigens derzeit so, dass sie den Kindern Aufgaben schickt. Die Kinder können ihren Lernfortschritt filmen und anhand des Videos gibt die Kathi schließlich Tipps, was die Kinder individuell üben sollten.

 

Es würde mich wirklich interessieren, wie es bei den anderen Schulen läuft. Gibt es irgendwo kreative Ideen wie Online-Unterricht, Lern-Videos, Online-Korrekturen?

Kommentar schreiben

Kommentare: 0