Das Corona-Tagebuch: Easy living im Lockdown light

Unsere Kinder toben! In einer hart umkämpften Abstimmung hat das Familienparlament - bestehend aus Mama und Papa über harte Sanktionen gegen die Kinder diskutiert. Diese hatten lautstark dagegen protestiert und sogar Versuche unternommen, kurz vor der Abstimmung die Abgeordneten zu filmen und zu  bepöbeln. Nach Chaos und untolerierbaren Szenen zeigten die Eltern schließlich Stärke und den Willen, die familiendemokratische Ordnung nicht von lauten Minderjährigen zerstören zu lassen. Sie beschlossen einstimmig: Medienverbot!

Was für eine wilde Woche. Unsere Kinder behaupten doch tatsächlich, dass wir Eltern drauf und dran wären, eine Diktatur in unserer Familie zu errichten! Und das nur, weil wir derzeit verstärkt erzieherisch eingreifen müssen, weil unsere Kinder ansonsten mehr oder weniger freiwillig ihre Gesundheit schädigen würden. Ich sage nur: Süßigkeiten- und Fernsehkonsum. Aber eine Diktatur? In Familie dürfen alle wahlberechtigten demokratisch darüber abstimmen, was getan werden muss. Und meistens sind sich Mama und Papa einig, wann es Verbote setzt.
Wobei wir gleichzeitig wissen, dass wir uns ins eigene Fleisch schneiden. Eine Woche Fernsehverbot! Wie soll das funktionieren? Manchmal muss man die Kinder doch einfach vor der Kiste parken. Oder?
Nach drei Tagen können wir folgendes Fazit ziehen: Es funktioniert auch ohne Fernsehen! Phasenweise waren wir sogar eine kitschige Vorzeige-Familie: Abends knisterte das Ofenfeuer, ein Kind musizierte, das andere las aus einem Buch vor. Danach spielte die gesamte Familie ein Brettspiel. Das sind doch nicht wir! Gottseidank hat der Kleine während des Brettspieles dann doch noch seinen Trotzanfall gekriegt und wurde unter lauten "Scheiße! Scheiße! Scheiße!"-Schreien ins Bett gebracht. Gottseidank, das fühlte sich dann doch nach richtigem Familienabend an. 
Veganes Essen kann ein Genuss sein! Das Essen von Manjas Cantina.
Veganes Essen kann ein Genuss sein! Das Essen von Manjas Cantina.

Außerdem haben wir diese Woche intensiv genutzt, unser Versprechen einzulösen, die Traunsteiner Gastronomie so gut wie möglich zu unterstützen. Immerhin haben wir selbst aufgrund unserer systemrelevanten hauptberuflichen Arbeit nur verschmerzbare finanzielle Einbußen wegen des Lockdowns. Anfangs klappte das nicht so, weil wir richtig Bock auf Kochen hatten. Aber das wollten wir der Traunsteiner Gastronomie und unseren Kindern (Wir essen immer noch kein Fleisch) nicht länger antun.  Deshalb haben wir diese Woche folgende Lieblings-Lokale in Traunstein unterstützt:

Leckere Burger gibt es beim Udo von der Festung
Leckere Burger gibt es beim Udo von der Festung
Erst holten wir leckere Burger vom Udo in der Festung unten. Später konzentrierten wir uns auf vegane Spezialitäten von Manjas Cantina. Die Kinder wünschten sich was von Nudeln Zhang und kaum hatte das Wiggerl auch  nur einen Spalt weit geöffnet, stand meine Frau schon ungeduldig vor der Tür. Außerdem hat bei uns in der Chiemseestraße in Traunstein ein Imbiss aufgemacht, dessen Konzept ich super finde: Frittenkauer bietet klassisches Fastfood - allerdings verwenden sie nur Biofleisch und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Außerdem gibt es für Vegetarier wochenweise wechselnde Gerichte ohne Fleisch und leckere Süßkartoffelpommes! Schaut euch das mal an: https://www.facebook.com/frittenkauer/
Ach ja, Corona ist übrigens auch noch. Trotz wüster Proteste in Berlin und einem weiteren Tiefpunkt bei der Vereinigung von Corona-Leugnern und der AfD, hat sich Merkel noch nicht zur Diktatorin erklärt und sich nicht einmal gegen die Länderchefs bezüglich strengerer Maßnahmen durchsetzen können. Lame! In der Folge sinkt zwar die Dynamik der Steigerung der Corona-Zahlen in Deutschland, aber die Neuinfektionen an sich gehen trotz Lockdown light nur quälend langsam zurück. In Traunstein selbst hat die Zahlen ein wenig in den Griff gekriegt: Von 400 runter auf aktuell 282 bei der 7-Tages Inzidenz. Warum das notwendig war, sieht man jetzt bei den Krankenhauszahlen, die immer erst mit  Verspätung einschlagen: 75 Menschen müssen nun schon im Landkreis wegen Covid-19 behandelt werden. 11 davon auf der Intensivstation. 
Trotzdem geht das Leben routiniert weiter. Unsere Familie hat, wie so viele andere auch, längst gelernt, wie man mit der neuen Realität umgeht. Gestern waren beide Kinder (vielleicht, weil sie Medienverbot haben?) den ganzen Nachmittag unterwegs. Der Kleine hatte seinen ersten richtigen Freundes-Besuch und war mächtig stolz. Und der Große spielt derzeit mehrmals die Woche am Bolzplatz an der Traun unten bei Wind und Wetter mit seinen Schulfreunden Fußball. 
Gestern hatten sie noch einen großen Herzenswunsch, den ich meinen braven Kindern gerne erfüllen wollte. "Wir wollen eine Leberkässemmel!", waren sich beide einig. "Mit echtem Fleisch!" Versprochen ist versprochen. Also fuhren wir zum Bioladen "Artgerecht" und die aufgeregten Kinder durften sich Bio-Leberkässcheiben und Roggensemmeln bestellen. Und ich sag es euch, ich habe schon lange keine so glücklichen Kinder mehr gesehen wie in dem Moment, als sie zum ersten Mal seit Monaten wieder in eine saftige Leberkässemmel bissen. Ich hatte direkt Tränen im Auge. Allerdings nicht vor Glück, sondern vor Neid!

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