Die Zeit, die Zeit...

Ja ist denn schon wieder Alltag in Weißblau? Schon wieder zwei Wochen vergangen? Ich hab doch erst eine Kolumne geschrieben! Wie kann heute schon Mittwoch sein, wo doch gestern erst Freitag war? Na gut, dann schreibe ich halt was über... die Frühjahrsmüdigkeit, zum Beispiel. Wie bitte? Der ist schon wieder lange vorbei? Also der Frühling, nicht die Müdigkeit! Welches Thema hätte ich sonst noch? Mein Alltag als junger Familienvater?

Der Traunsteiner Autor Bernhard Straßer berichtet in seiner Kolumne alle zwei Wochen in der "Hallo Nachbar" über seinen "Alltag in Weißblau". Alle Beiträge findest Du hier: https://www.chiemgauseiten.de/bernhard-strasser/mein-alltag-in-weissblau/

Meine Frau hüstelt gerade: So jung bist du gar nicht mehr. Und die kleinen Kinder gehen längst in die Schule. Ja sag mal, wo ist sie denn hin, die Zeit? „Tempus fugit“ behauptet der Lateiner. Was eine hoffnungslose Untertreibung ist. Die Zeit vergeht nicht, sie rast. Und wir hecheln von Termin zu Termin, von Deadline zu Deadline und wundern uns, dass Sonnwend heuer schon so kurz nach Silvester ist. War die Zeit schon immer so schnelllebig? Karl Valentin war sich zumindest sicher, dass die Zukunft früher einmal besser war. Trost spendet da allein Gerhard Polt, der übrigens auch schon wieder unglaubliche 80 Jahre alt ist. „Zeit ist Zeit. Ist Einheit für Gemütlichkeit“ sinniert er in einem Gedicht. Und weiter: „Die Kastanie im Biergarten blüht, freue Dich, Du bist auf erdbebensicherem Gebiet.“ Das mag Nonsens sein. Oder eine weiß-blaue Kampfansage an die Volatilität dieser Zeit. An diesen Satz denke ich immer, wenn ich die Kinder von Termin zu Termin fahre und mich in einen Biergarten sehne. Einfach da sitzen, lächelnd vor sich hin starren und die Einheit für Gemütlichkeit vergehen lassen. Aber dann schrecke ich auf, weil die Autos im Verkehrschaos hupen. Und die Zeitverwandelt sich von der Einheit für Gemütlichkeit wieder zurück in die Einheit für Stress. Weil die Zeit immer zu wenig ist, zu schnell ist und ich sowieso keine habe. 

Aber ist das so? „Wenn ich keine Zeit habe, nehme ich mir einfach welche. Da kommt’s auf die paar Minuten auch nicht mehr drauf an“, hat ein Bekannter einmal gesagt. Derartige Menschen, welche die unbekümmerte Dreistigkeit besitzen, Zeit als etwas Relatives anzusehen, habe ich immer bewundert. Wie die Menschen vom Verein zur Verzögerung der Zeit. Ja, den gibt es wirklich. Die machen einfach nicht mit, wenn die Zeit zu schnell vergeht. Die sitzen dann im Biergarten, obwohl sie gar keine Zeit haben und sinnieren über die Einheit von Gemütlichkeit. Aber ich gehöre nicht zu denen. Ich habe jetzt echt keine Zeit dafür. Ich muss ja noch eine Kolumne schreiben. Aber über was?

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