Ich und mein Holz

Langsam geht mir die Energie aus, schon wieder über die Gas-Knappheit zu schreiben. Aber es hilft nichts, da auch ich eine Gas-Heizung im Keller stehen habe, die mehr und mehr meinen Alltag bestimmt Die erste Herbst-Woche war so kalt, dass ich schon jetzt die Heizung teilweise auf „2“ aufdrehte. Oder einmal sogar – nein wir haben keinen Geldscheißer daheim – auf „3“(!) Ich hoffe, dass ich für diesen Übermut nicht meinen Bausparer auflösen muss, wenn die Gasrechnung eintrifft.

Dabei habe ich dieses Jahr ein riesiges Glück gehabt. Ein gescheites Massel, wie meine Mama gesagt hätte: Ich gehöre zu den Privilegierten, die eine Heiz-Alternative haben! Im Wohnzimmer steht, ursprünglich der Gemütlichkeit wegen, ein Schweden-Ofen. Der allein bringt natürlich nichts, ohne Brennstoffe. Die holte ich mir traditionell beim Blattl-Sonntag, wenn es im Baumarkt Prozente gab. Nur, um Jahr für Jahr traditionell festzustellen, dass Brennstoffe von Rabatt-Aktionen ausgeschlossen sind. Heuer kam es noch schlimmer: Als ich im Baumarkt freudestrahlend ankündigte, dass ich ein paar Paletten Holz-Briketts kaufen wolle, schaute mich der Verkäufer finster an. Dann hellte sich sein Gesicht auf und er begann schallend zu lachen. Er deutete über das leere Hochregallager. „Wir haben noch Kohlebriketts“, sagte er und war kurz davor, sich vor Lachen auf die Schenkel zu klopfen. „Aber die sind so teuer, dass wir sie einzeln verkaufen!“ Er bot mir noch an, dass er mir gerne ein Ster Holz für knapp 300 Euro anbieten könne. Ich kaufte mir ein kleines Sackerl Anzündholz, das doppelt so viel kostete wie noch im Frühjahr und fuhr entsetzt nach Hause. Auf der Heimfahrt musste ich an meine Eltern denken, die selten Warmwasser hatten und nur einen Raum beheizten. Die ihr Holz im Wald holten, teils heimlich. An das Wort „fringsen“, das Stehlen von Kohle aus der Not heraus. Der Kölner Bischof Frings forderte damals, dies zu erlauben. Soweit wird es dieses Jahr nicht kommen, da geht es uns zu gut. Und noch jammern wir auf höchstem Niveau. Vor allem ich. Denn mein größtes Glück war, dass ich im Sommer schon eine Ladung Holz bekommen hatte. Die Holz-Stöße an den Einfamilienhäuserfassaden sind das neue Status-Symbol dieser Tage. Manche haben ihr Holz sogar diebstahlgesichert. Nicht, dass Nachts jemand zum fringsen vorbeikommt!

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Kommentare: 1
  • #1

    Klaus Oberkandler (Dienstag, 15 November 2022 19:29)

    Schau immer wieder mal interessiert auf Deine Website. Habe eben den Beitrag übers Brennholz gelesen. Habe mich (bin selbst Schreibtischtäter) heute zwei Stunden im Wald beim Holzmachen ausgepowert. Willst Du mit mir mal selber eine Fuhre für Dich machen? – natürlich ganz gemütlich und mit anschließendem Ratsch?
    Herzliche Grüße!
    Klaus Oberkandler
    (T.:0861 60884 klaus.oberkandler@t-online.de)