Wer sagt, dass Kinder das Leben verändern, untertreibt maßlos. Inzwischen ist die Zeit in der ich mein altes Ich sein darf, auf eine Stunde - wenn es optimal läuft - geschrumpft. Aber man hat es sich ja so ausgesucht: Die ersten neun Stunden des Tages bestimmt die Arbeit. Denn wer eine tolle Familie und ein schönes Haus haben will, der muss das auch finanzieren können. Und vom Elterntagebuchschreiben allein wird man leider nicht reich. Wenn man nun erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt und meint, die Pantoffeln liegen schon beim Sofa und die strahlende Familie erwartet den lieben Papi vor dampfenden Tellern, der lebt sowas von in den Fünfzigern…
Jetzt geht die Arbeit nämlich erst richtig los. Die nächsten Stunden gehören ganz der Familie. Zugegeben, ein wenig Spielen, Spazierengehen oder Stadtbummeln mit der Familie ist meistens mit drin! Dennoch wartet man sehnsüchtig auf die Abendstunden, auf die Papa-Freizeit!
Unruhig richtet man nach dem Essen die Kleinen schließlich für das Bett her. Man weiß, je schneller das klappt, desto mehr Zeit hat man noch für sich. Vielleicht schlafen sie ja um sieben schon! Wie schön wäre das, um Sieben! Aber davor müssen sie noch umgezogen werden, einer gewickelt. Gemeinsames Zähneputzen. Dann dürfen beide Sandmännchen anschauen. Der Größere auch die Sendung danach. Einer bleibt brav auf dem Sofa sitzen, der Kleinere wird ins Bett gebracht. Jetzt nur keinen Fehler machen! Bitte, bitte, jetzt nur keinen Fehler machen! Der Kleine fordert seine Gute-Nachtlieder ein. „Guten Aaabend, Gute Naaaacht!“ singen Papa und Kind gemeinsam. Danach noch „Und die Äääängelein singen, lieber Loni schlaf ein!“ Es ist Viertel nach Sieben. Licht aus. Ein Wunder, er bleibt still. Ja! Danke! Danke! Wieder zurück zum Zweiten. Der krallt sich gerade im Kissen fest. Mist, Yakari ist wohl doch zu spannend. Hoffentlich geht das gut. Es wird Halb Acht. Der Kleine hat nur zwei Mal geschrien und man ist vom Treppenlaufen nur ein wenig aus der Puste. Jetzt den Größeren ins Bett. Er wünscht sich eine Gutenachtgeschichte: Der Untergang Pompejis. Gut, liest man halt was von den Römern vor. Gleich ist Ruhe! Gleich ist Ruhe! Licht aus, Kassettenrekorder ein, Licht aus. Es ist Dreiviertel Acht. "Nein! Nicht Biene Maja! Peter Pan!" Man macht wieder kehrt, sucht die andere Kassette raus. Jetzt ist aber Ruhe! "Gute Nacht!" Kaum ist man an der Treppe: "Papa! Licht!" Man schaltet das Licht im Flur an, huscht zurück zur Treppe. Nach wenigen Schritten schreit Kind beginnt Kind Zwei zu weinen und schreit: "Lih aus!" Was jetzt? Licht an oder aus? Man einigt sich auf einen Kompromiss und macht das Licht im Treppenhaus an, das im Flur aus.
Endlich Stille. Jetzt kann ich machen was ich will! Man schleicht zurück zur Treppe. "Beten!" Schreit der Größere. Wieder zurück, hastig beten. Es ist nun Acht. Es werden nur noch vereinzelte Befehle aus den Kinderzimmern ausgesprochen. Ich trau dem Frieden noch nicht. Doch es bleibt ruhig. Endlich darf man wieder das Ich von früher sein. Zumindest solange bis die Mama ihr Yoga beendet hat, denn danach darf man ja auch noch Ehemann sein. Man schaut auf die Uhr. Also noch fast eine halbe Stunde Zeit, um alles zu erledigen, was man sich für heute noch vorgenommen hat: Rechnungen überweisen, Emails beantworten, Elterntagebuch schreiben, selbst Yoga machen, den Meyerhoff weiterlesen, House of Cards anschauen und noch ein bisschen PlayStation spielen. Voller Tatendrang setzt man sich an den Computer. Kaum sind die Überweisungen fertig, tobt es im Kinderzimmer. Das darf doch nicht wahr sein! Wieder über die Treppe rauf und runter. Als die Kinder endlich beruhigt sind und man zurück vorm Computer sitzt, steht auf einmal die Mama im Zimmer: "Bin fertig! Es ist Acht Uhr! Gleich geht der Bachelor los! Und? Hast was geschrieben?"
"..."
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Inge (Mittwoch, 08 Februar 2017 20:02)
Es wird alles leichter ...