Auf kaltem Entzug - Servus Schnuller!

Der Schnuller, Diezi, Nuggel oder wie auch immer man ihn nennt, ist einerseits die genialste Erfindung seit es Babys gibt. Er hat unzähligen Eltern (und Kindern) zumindest ein wenig Schlaf in der Nacht geschenkt. Der Schnuller hat nur einen Nachteil: Er macht süchtig. Hochgradig süchtig. Und wer auf dem Einschulungsfoto keinen strammen Jungen mit Schnuller im Mund abgebildet haben möchte, muss eines Tages den Entzug angehen. Bei uns war es diese Woche soweit.

 

Wie in aller Welt kommen Eltern, die seit Wochen endlich wieder einen geregelten Schlafrhythmus genießen, auf die Idee, ihr Kind auf kalten Diezi-Entzug zu setzen? Auslöser war ausgerechnet ein zuckersüßes Foto-Lächeln: „Tschiiiiihs!“, machte der Kleine und grinste in die Kamera. Da entdeckte der Papa ein erstes Mal, dass die weißen Milchzahnreihen nicht exakt aufeinander lagen, sondern sich in der Mitte, wo sich nachts der Schnuller befindet, ein kleiner Freiraum gebildet hatte. Kaum sichtbar, aber genug für den Papa, ab sofort die Schnuller-Abgewöhnung zu beginnen.

 

Gespannt waren wir, ob das überhaupt funktionierte. Denn zuletzt brauchte unser Kleiner zum Einschlafen neben seinem Buppi und dem Diezi im Mund auch einen Ersatz-Diezi in der Hand. Ohne den zweiten Schnuller war an ein Einschlafen nicht zu denken. Und wehe, der Zweit-Schnuller fiel nachts aus dem Bett – das Geschrei war groß.

Als es schließlich soweit war, forderte Loni seine Schnuller mehrmals ein. Aber Papa und Mama hatten zahllose Argumente, warum es heute keinen gab:

  • Der Schnuller ist
  • kaputt
  • vergiftet
  • verschwunden
  • morgen gibt es einen neuen! 

 

Unerwartet schnell akzeptierte der Schnuller-Junkie die neue Einschlafsituation und fand sofort eine Kompensation: Anstatt Buppi und zweier Diezis beanspruchte er nun Buppi, das Eulen-Kissen der Kinderkrippe und seine Trinkflasche. Mit diesen neuen drei Utensilien kuschelte er sich ins Bett.

Wer jetzt glaubt, die Nacht sei ruhig verlaufen, dessen Hoffnungen seien an dieser Stelle gnadenlos zertrümmert: Nach einer Stunde jammern, schreien, weinen und Reklamationen schlief er endlich ein. Nur, um gegen elf erneut aufzuwachen und um sich schlagend einen der gewaschensten Trotzanfälle zu zelebrieren die wir in der jüngeren Geschichte unseres Löwenkindes erlebt haben. Letztendlich schlief er bei Papa und Mama und hatte nur noch wenige Male den Drang, seinem kalten Entzug durch körperliches Ausrasten nachzugeben. Aber: Das Wort „Diezi“ erwähnte er kein einziges Mal mehr.

Trotzdem fühlten wir uns einen Tag lang wie die schlimmsten Rabeneltern auf der ganzen Welt und überlegten lange, ob wir den kalten Entzug auch in Nacht Zwei aufrecht erhalten sollten.

Doch einerseits fiel ihm die nächsten Tage das Einschlafen schwer. Aber bereits in der zweiten Nacht schlief er durch. Ohne ein einziges Mal nach dem Diezi zu fragen. Das macht Hoffnung, dass die Abgewöhnung des Schnullers tatsächlich erfolgreich war.

Was sagen eigentlich die Experten zum Diezi-Entzug? Sobald die Milchzähne kommen, also  nach etwa einem Jahr wird empfohlen, den Schnuller langsam abzugewöhnen. In der Realität geschieht dies allerdings erst zwischen zwei und drei Jahren. Viele Eltern empfehlen, dass als Belohnung für die Schnuller-freie Nacht am nächsten Tag die Schnuller-Fee kommt und eine Belohnung bringt. Bei uns gab es ein Feuerwehr-Buch!

Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Schnuller-Entzug gemacht?

Weitere Geschichten, wie unser Kind sich den Schnuller abgewöhnt hat:

Und so lief die Abgewöhnung beim Basti: Endlich Nichtnuggler

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Kommentare: 1
  • #1

    inge (Samstag, 18 März 2017 02:11)

    da kommen erinnerungen hoch ... ich nenne es mal "emotionale befriedigung", die so ein schnuller erfüllt - mit seinem entzug wird ersatz nötig "kuschelkurs, hab mich lieb bis ich mich selbst liebhabe..." neue angebote lassen kognitive eindrücke befriedigend wirken- so bleibt das menschlein begierig zu lernen, ein leben lang, bis es schlussendlich zufrieden die hände in den schoß legt und sich mehr als zuvor an die kindheit erinnert, die sich erfüllend durch das leben zog, mit entbehrungen und neuen freuden.

    kleinschreibung, wegen momentaner entbehrung des rechten arms in der hoffnung auf neue freuden :)