Mein Italien

Dahoam ist, wo der See ist. Aber manchmal ist der See auch der Gardasee. Oder gleich das Meer. Und nicht erst seit Goethe sind wir Bayern am liebsten, wenn wir nicht gerade in Bayern sind, in Italien. Und das nicht nur, weil München als nördlichste Stadt Italiens gilt. Wenn das Highlight im Kroatien-Urlaub der Ausflug nach Venedig ist und einer der Lieblingsfilme „Man spricht deutsh”, dann kann man schon mal einen zweiwöchigen Roadtrip durch Italien planen.

. Ich spreche zwar keinen Satz italienisch, habe aber sieben Jahre Latein über mich ergehen lassen. Auch wenn ich mir heute nicht einmal mehr eine Pizza auf Latein bestellen könnte. Was habe ich in den zwei Wochen über Italien gelernt? Also zunächst, dass Italien ganz sicher ein wunderbares Land ist. Ich aber auf die vielen Italiener verzichten kann. Das ist natürlich ein Gerhard-Polt-Zitat aus oben genannten Film. Aber nach meiner ersten Autofahrt entlang des Golfs von Neapel empfand ich ähnlich. Weil die Italiener zwar ein begnadetes Volk sind, aber von Straßenverkehrsregeln noch nicht viel gehört haben. Dass Vorfahrts- und Stoppschilder dort nichts weiter als lose Handlungsempfehlungen sind. Und nach einigen Tagen des bajuwarischen Sich-Aufregens begann ich, die Philosophie des süditalienischen Autofahrens zu begreifen. Es ist eine sehr achtsame, rücksichtsvolle Weise der Verkehrsteilnahme. Linksabbiegen ist auch zur Rushhour sehr einfach: Man muss nur losfahren. Und beten. Und anders als in Bayern, wo ein Fehler oft in Blechschaden mündet (letztes Jahr stieß ich mit einem Italiener zusammen), fließt in Süditalien der Verkehr verblüffend unfallfrei. Da der gesamte Verkehr quasi nichts anderes als ein einziger Fehler ist. Am Ende habe ich das Autofahren in Neapel beinahe genossen. Vor lauter Begeisterung, zwei Wochen Italien unfallfrei überstanden und Neapel überlebt zu haben, ohne von der Mafia überfallen zu werden, war ich völlig überzeugt, dass alle Vorurteile gegen Italien überzogen seien. Besser noch, dass ich selbst, braun gebrannt, längst zu einem echten Italiener geworden sei. Also fuhr ich auf der Rückreise nach Rom, um den Kindern das Kolosseum zu zeigen. Ich vertraute mein voll gepacktes Auto bedenkenlos meinem Italien an. Tja, manchmal, aber nur manchmal sollte man überlegen, ob hinter manchem Klischee nicht doch ein Fünkchen Wahrheit steckt. Das Ende vom Urlaub: Die Scheibe des Autos eingeschlagen, der Kofferraum leer geräumt. „So ein Leichtsinn, ein vollgepacktes Auto mitten in Italien einfach herumstehen zu lassen!“, schimpfte meine Frau, als spielten wir gerade die besten Szenen des Polt-Filmes nach. An meiner Liebe zu Italien wird auch dieses Malheur nichts ändern. Denn am Ende haben wir uns wieder so richtig auf “Dahoam” gefreut. Und meine Frau war nicht undankbar, dass es diesmal keine Schmutzwäsche mehr zum Waschen gab.

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