Vorspielabend Paradoxon

Wer war schon einmal auf einem Vorspielabend? Ich! Es war ein gleichzeitig rührendes wie musikalisch anstrengendes Erlebnis. Und ein faszinierendes Paradoxon zwischen schiefen Tönen und frenetischen Applaus. Ein humorvoller Blick auf Empathie und die Freude über kleine musikalische Fortschritte, die Herzen berühren.

Auf unserer schönen weiten Welt gibt es so manches Paradoxon. Unerklärliche Phänomene, die hinten und vorne nicht zusammenpassen und Physiker und Forscher seit Jahrhunderten schlaflose Nächte bereiten. Nein, was mich zuletzt umtrieb, waren keine schwarzen Löcher oder weiße Riesen. Es war ein Paradoxon von ganz alltäglicher Natur: Der Vorspielabend der Musikschule meiner Jungs. Das hört sich jetzt gar nicht so paradox an, werden sich einige denken. Alle anderen, die schon einmal einem phänomenalen Vorspielabend beiwohnen durften, werden erst langsam, schließlich immer schneller nicken und sich denken: Stimmt! Da ist was dran. Denn rein rational ist es unerklärlich, was an einem Vorspielabend vor sich geht: Ein gerammelt voller Raum in einem Traunsteiner Bierstüberl lauscht gebannt den von den jungen Musikschülern produzierten Tönen. Diese klingen jedoch für ungeübte Ohren so ganz und gar nicht nach Musik. Teils dauert es mehrere Sekunden, bis ein Ton auf den nächsten folgt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser der richtige ist, liegt weit unter 100 Prozent. Und dennoch, kaum ist die ein Musikstück sein könnende Abfolge unterschiedlicher Töne beendet, brandet tosender Applaus auf. Väter und  Mütter blicken sich mit tränenglänzenden, stolzen Augen an. Die Kinder auf der Bühne lächeln erleichtert und glücklich und der Beifall ist so frenetisch wie aufrichtig. Und gerechtfertigt. Wie kann das sein? Ja, das Vorspielabend-Paradoxon hat viel mit Empathie zu tun. Denn während Außenstehende, wie die bemitleidenswerten Bedienungen, nur dilettierende Tonfolgen vernehmen, wissen die Zuhörer, die Eltern, die Mitschüler und die Musiklehrerin ganz genau, wie viel die Vorspieler geleistet haben. Denn wenn fünfjährige Schülerinnen nach wenigen Monaten Übung vor so vielen Menschen ein erstes Mal ein Stück fast fehlerfrei auf der Flöte darbringen, ist dies eine großartige Leistung. Wir sind inzwischen recht Vorspielabend-erfahren und ich durfte meine Jungs mit einem Simpsons-Zitat foppen. Als Homer Simpsons Nachbar Flanders beim Vorspielabend wegen des perfekten Violinenspiel seines Sohnes eine Träne verdrückt, haut ihm Homer auf die Schulter: “Heul nicht, Flanders, so schrecklich spielt er gar nicht!” Als ich meine Jungs aufzog, dass ich beinahe geweint hätte, weil es gar nicht mal so schlimm geklungen hätte, musste ich nicht mal flunkern. Das Allerschönste am Vorspielabend ist nämlich, dass man von Jahr zu Jahr die Fortschritte hört. Und nur noch 10, 12 Jahre, bis ich tatsächlich echte Tränen der Rührung vergieße.

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