Ein Nikolausabend in der Jurte

Niemand hätte vor einem Jahr vorausgesehen, wie der Nikolausabend heuer verlaufen würde. Und wenn uns jemand prophezeit hätte, wie wir dieses Jahr Nikolaus feiern, hätte ich diese Geschichte ins Reich der fantastischen Fabeln verwiesen. Es war nämlich das Jahr, in dem der Nikolaus einen Tag zu früh kam, dafür insgesamt drei Mal und wir den Nikolausabend in einer Jurte verbrachten. Und ein allererstes Mal konstatierten unsere Kinder: "Wir sind heute zu hundert Prozent voll glücklich!" Aber von vorne:

Am Tag vor dem Nikolausabend durften die Kinder nach längerer Abstinenz endlich wieder einmal Oma und Opa besuchen. Da die ganze Woche über im Kindergarten und in der Schule über den Nikolaus geredet wurde, war die Aufregung bereits groß. Bekannt war nur - Zitat Bastian: "Heuer darf der Kramperl keine Kinder auspeitschen!" Wegen der Unesco Kinderrechtsverordnung? "Wegen Corona!" Puh, da haben die frechen Kinder dieses Jahr ja Glück gehabt. Ebenfalls hatte es sich in Kinderkreisen bereits rumgesprochen, dass der Nikolaus heuer nicht persönlich in die Wohnungen kommen würde. Ob es dennoch Geschenke geben würde? 

Die Kinder mutmaßten, dass der Nikolaus in Österreich sicher schon unterwegs war und als nächstes in Freilassing die Geschenke austragen würde, weil er es sonst ja nicht rechtzeitig schaffen würde. 

Und tatsächlich: Just in dem Moment, als der Opa kurz austreten musste, klopfte jemand von draußen an das Fenster. Urplötzlich erfasste das Haus wilde Aufregung. Das eine Kind stürzte nach draußen, das andere Kind stürzte die Treppe nach oben, um sich zu verstecken. "Der Nikolaus war da!", rief das eine Kind. "Ich hab Angst vorm Kramperl!", schrie das andere Kind. Ratet mal, wer zuletzt brav war und wer nicht?

Als weder vom Nikolaus, noch vom Kramperl etwas zu sehen war, dafür zwei kleine Sackerl vor dem Haus standen, brach der große Jubel aus. "Der Nikolaus war echt erst in Österreich unterwegs!", sah sich das eine Kind bestätigt. Das andere breitete die Geschenke am Boden aus und jubelte: "9 Kinder Bueno! Woher weiß der Nikolaus, was meine Lieblingsschokolade ist?"

So hatten wir also noch vor dem Nikolausabend zwei glückliche Kinder.

Am Nikolausabend des Jahres, an dem der Nikolaus nicht kommen durfte, besuchten wir Leos Taufpatin in Kirchanschöring, wo wir zum Plätzchenbacken eingeladen waren. Während im Hintergrund - wie im schönsten Adventsklischee - "In der Weihnachtsbäckerei" dudelte und die Kinder lautstark mitsangen, wurde Teig gerollt und Plätzchen ausgestochen. Leo war von oben bis unten voller Mehl und war ganz gar in seinem Element. Mit den üblichen Förmchen bestehend aus Sternen und Tannenbäumen gab er sich bald nicht zufrieden. Er stach erst einige Weihnachts-Fledermäuse aus. Schließlich kam er in Fahrt und machte anschließend Weihnachts- Hundeohren, ein Salzbrezenstangerl-Plätzchen und ein Plätzchen in Form eines - "Wie heißen die Drachen, die unter Wasser leben? Ach ja, Seepferdchen!" 

 

Beim Nachbarn wurde in der zwischenzeit ein Video gedreht. Da dieses Jahr die Halsbacher Waldweihnacht ausfiel, nahmen einige der langjährigen Teilnehmer der Waldweihnacht einen Film für den Halsbacher Adventskalender auf. Darunter auch der Matthias von nebenan, der in Halsbach jährlich exotische Speisen in seiner Jurte kredenzte. Nach den Dreharbeiten waren in einer riesigen Pfanne noch eine gewaltige Portion Schupfnudeln übrig. Ein Lagerfeuer brannte und bald saßen wir alle um das Feuer und durften die unfassbar leckeren Schupfnudeln genießen. Selbst die Kinder forderten mehrfach Nachschlag, obwohl die Schupfnudeln in Gemüse herausgebraten waren. Es war halt zu dunkel, um das Gemüse zu erkennen! Da wir am Waldrand zu Gast waren, fühlte es sich an, als hätten wir gerade unsere ganz private Waldweihnacht. 

Und als wäre der Abend am Lagerfeuer nicht schon großartig genug, durften wir uns dann auch noch die Jurte von innen anschauen. Mit staunendem Mund betraten die Kinder die Jurte. Drinnen eine Einrichtung wie in einem Palast aus Tausend und einer Nacht. "Wow! Von außen sieht es aus wie ein  Zelt!"

Voller besonderer Eindrücke fuhren wir wieder nach Hause zurück. Wir fuhren noch eine Runde durch die Siedlung und hielten Ausschau nach dem Nikolaus. Aber nein, der ließ sich heuer tatsächlich nicht blicken. 

Aber daheim wartete die nächste Überraschung: Im Namen vom SV Surberg hatte der Nikolaus eine Puma-Markenmütze gebracht. Während ein Kind jubelte, brach das zweite Kind in Tränen aus. "Ich bin doch auch Mitglied beim SV Surberg!", heulte er. 

Die Stimmung war dennoch am Kippen. Ein perfekter Abend war drauf und dran, in eine mittlere Katastrophe zu münden. Das eine Kind hüpfte stolz mit seiner Mütze herum, das andere schluchzte. Es half nichts, die Eltern mussten hoffen, dass der Nikolaus noch ein drittes Mal kam, um den Abend zu retten. "Bringt doch mal den Müll raus und schaut, ob es den Hasen gut geht!", forderten wir die Kinder auf. 

Und tatsächlich: Vor der Tür standen noch einmal zwei Sackerl. Puh, Glück gehabt!

So endete der Abend mit jubelnd kreischenden Kindern, die tanzend durch die Wohnung sprangen und schrien, wie glücklich sie heute sind!

 

Und so endete der Tag, an dem der Nikolaus eigentlich gar nicht hätte kommen können damit, dass der Nikolaus gleich drei Mal kam. Aber man muss es ihm schon verzeihen - in einem Jahr wie diesem kann man schon durcheinander kommen!


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