Zirkus Corona Tag 17 – The Hammer and the Dance

 

Die Sache mit dem 1.5-Meter Abstand im Rahmen des Infektionsschutzes wird natürlich innerhalb von Familien ad absurdum geführt. Bestes Beispiel ist das Schlafzimmer der Eltern. Rein statistisch gelänge es uns Eltern den nächtlichen Infektionsschutz zu wahren. Nacht für Nacht werden wir aber von jenem altbekannten Geräusch geweckt, das uns wieder hochschrecken lässt. Nacht für Nacht macht es „bumm!“ und wir wissen, jetzt passiert es gleich wieder.

Auch für den positivsten Optimisten war es ein dunkles Wochenende. Die Toten in Italien, in Spanien. Die ganze Welt blickt voll Sorge nach New York, die Stadt die ich dieses Jahr unbedingt besuchen wollte. Und in Deutschland fragen sich viele, wie es weitergeht und ob die Regierung einen Plan hat. Soweit ich es verstanden habe, hat die Regierung einen Plan. Er nennt sich „The Hammer and the Dance“. Grob erklärt geht es darum, durch den Shut-Down zunächst wichtige Zeit zu gewinnen. Entscheidend ist die Rate, wie viele Tage es dauert, bis sich die Zahl der Corona-Infizierten verdoppelt. Diese verbessert sich weiterhin langsam und liegt momentan bei 5. Die Bundeskanzlerin hat klar gesagt, dass diese Verbreitungsgeschwindigkeit auf 10 gesenkt werden muss, ehe über eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen gesprochen werden kann. Es ist also noch ein langer, aber machbarer Weg. Machbar, weil es 1 bis 2 Wochen dauert, bis sich Verhaltensänderungen in der Statistik wiederspiegeln und die Hoffnung bleibt, dass wir auf einem guten Weg sind. Nach dem „Hammer“ folgt der Dance: Durch langsames Hochfahren des sozialen / wirtschaftlichen Lebens steigt das Risiko, dass neue Infizierungswellen entstehen. Man wird spontan und mit unterschiedlichsten Methoden darauf reagieren müssen. Dies nennen sie „The Dance“. Eine Methode ist die flächendeckende Testung von Verdachtsfällen. Dazu müssten die Testungskapazitäten weiter erhöht werden. Eine gute Nachricht ist, dass die Firma Bosch einen Schnell-Tester entwickelt hat, der das Ergebnis innerhalb von weniger als drei Stunden liefert.

Arbeitskleidung von Wahlhelfern in Zeiten der Corona-Krise
Arbeitskleidung von Wahlhelfern in Zeiten der Corona-Krise

In Traunstein wurden gestern keine offiziellen Zahlen vermeldet. Die Zahl der Infizierten im Landkreis lag am Samstag bei 199. Die Stadt selbst war mit der Stichwahl beschäftigt. Ich war einer der Wahlhelfer. Ich war gespannt, wie der Infektionsschutz für die Wahlhelfer umgesetzt werden würde und, ob die von der Firma Pohlig zur Verfügung gestellten Schutzmasken genutzt werden würden.

 

Ich habe großen Respekt vor jedem, der sich freiwillig als Wahlhelfer zur Verfügung gestellt hat, dennoch blieben nach einem launigen Auszähl-Abend recht starke Bedenken, ob unsere Gesellschaft klug genug für die Bewältigung der Krise ist. Positiv: Fast alle trugen die Maske. Negativ: Ausgerechnet der Helfer, der am lautesten hustete, trug keine. Als ich mich traute ihm zu erklären, dass Masken getragen werden, um andere zu schützen, und nicht, um sich selbst zu schützen, beruhigte er mich: Er sei nicht krank. Wenn er krank wäre, würde er natürlich eine Maske tragen. Ich entgegnete, dass sich das Virus durchschnittlich einen halben Tag vor Auftreten der ersten Symptome bereits überträgt. Da ich nun keine Freunde mehr im Raum hatte, einigten wir uns darauf, den Sicherheitsabstand einzuhalten. Immerhin weihte mich eine Dame noch in das Geheimnis ein, dass es in Australien längst ein naturkundliches Heilmittel gegen Corona gäbe, dessen Existenz aber von der Pharmaindustrie vertuscht wird. Ich seufzte. Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt, und die Welt ist gerettet. Ich war heilfroh, als ich wieder daheim war. Ach ja, gewonnen hat Christian Hümmer. Gratulation an dieser Stelle!

Der abendliche Briefwechsel im Wortlaut (Sie wurden übrigens als Papierflieger zugestellt)
Der abendliche Briefwechsel im Wortlaut (Sie wurden übrigens als Papierflieger zugestellt)

Zurück noch einmal zu den Schlafgewohnheiten der Kinder: Wir schicken sie jeden Abend gegen Acht ins Bett. Danach hört man aus beiden Kinderzimmern Hörspiele in Disco-Lautstärke. „Anders können wir nicht einschlafen!“ Einschlafen können sie auch so nicht. Denn bis um zehn muss noch schnell gemalt werden, es werden Briefe an die Eltern geschrieben, die schon mehrere Schimpfanfälle hatten, weil noch immer Remmidemmi ist. Und trotzdem stehen sie jeden Morgen um sieben auf und lassen uns nicht mal am Wochenende ausschlafen. Daran hat nicht einmal die Zeitumstellung etwas geändert…

Das Corona-Elterntagebuch komplett nachlesen:

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