
Jede Wanderung im Chiemgau mit unseren Kindern gipfelte in einer kleineren oder größeren Katastrophe. Auch unsere Bergwanderung vom Wuhrsteinhaus zur Oberauerbrunst verlief wieder ganz anders als geplant. Wo wir am Ende landeten, verrate ich euch gleich. So viel vorweg: Es hat sich gelohnt. Wir wurden mit einer urigen Hochalm belohnt, die wir bisher noch nicht kannten – und mit einem fantastischen Blick auf Kampenwand und Chiemsee.
Familienwanderung im Chiemgau – mit Kindern vom Wuhrsteinhaus zur Oberauerbrunstalm

Eigentlich wollten wir nur die relativ kurze Wanderung vom Wuhrsteinhaus in Mühlau bei Schleching zur Oberauerbrunstalm testen. Meine Frau gibt im Wuhrsteinhaus ein Yoga-Retreat (Hier mehr Info) und hat vor, mit den Teilnehmer:innen ein wenig zu wandern, und da bot sich die Oberauerbrunstalm an. Auf dem Papier dauert die Wanderung zur Alm nur eine Stunde. Da auch unsere Kinder recht flotte Chiemgau-Wanderer sind, waren wir sicher, dass wir innerhalb einer Dreiviertelstunde raufspaziert sind. Ganz so einfach wurde es dann nicht.
Aufstieg zur Oberauerbrunstalm – kurz, aber ganz schön schweißtreibend

Obwohl es sehr „chillig“, wie unsere Jungs sagten, losging. Auf einer Teerstraße geht es zunächst zu einem Bauernhof mit einem Wildgehege. Dann steigert sich der Weg zusehends. Nach einer ebenfalls noch angenehm zu gehenden Forststraße beginnt die eigentliche Wanderung. Durch den Wald geht es in Serpentinen relativ steil bergauf. Es ist durchaus eine teilweise mittelschwere Wanderung, da die Wadeln schon sehr beansprucht werden.

Als wir endlich den Wald verließen und die wunderschöne Almwiese erreichten, waren wir bei unserem Tempo ziemlich nass geschwitzt. Wir schafften es tatsächlich in 45 Minuten, waren aber jetzt schon fix und fertig. Die Kinder begannen bereits leicht zu murren, als wir sahen, dass die Oberauerbrunstalm heute nicht bewirtet war. So ein Mist!
Wanderung mit Kindern zur Piesenhauser Hochalm – der spontane Plan B

Da wir uns mit so einer Mini-Wanderung sowieso nicht zufriedengegeben hätten, wanderten wir natürlich weiter. Flo vom Wuhrsteinhaus hatte uns den Tipp gegeben, dass wir auf alle Fälle noch die Hochwiesen hinaufwandern sollten, da die Aussicht fantastisch werden würde.
Insgeheim planten wir aber, zur Hochplatte hinaufzugehen. Aber das sollten unsere Kinder noch nicht wissen, da sie sofort in den Streik gegangen wären.

Ab der Oberauerbrunstalm geht es relativ steil weiter in Serpentinen die wunderschön blühende Almwiese hinauf. Während die Alm unten immer kleiner wurde, hatten wir von oben eine immer tollere Aussicht auf Schleching, die Tiroler Ache und den Wilden Kaiser.
Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir den Wald, worüber wir nicht undankbar waren, da wir an einem recht heißen Sommertag unterwegs waren. Noch war die Stimmung in unserer Wandertruppe recht gut. Aber das mögliche Ziel, die Hochplatte, näherte sich einfach nicht. Es ging erst einen Grat entlang, dann ging es eher nach links, vorbei an mehreren Schluchten, und langsam wurden die Abgründe auch recht steil und nicht ungefährlich. Aber wir waren bereits so müde, da wir seit fast zwei Stunden in hohem Tempo unterwegs waren. Die größte Herausforderung der Kinder waren einige Stellen, an denen Brennnesseln am Wegrand die Beine bedrohten. Wir Eltern waren bald genervt, da die Zeitangaben der gelben Beschilderungen hinten und vorne nicht passten. Normalerweise schlugen wir die Zeitangaben um Längen. Diesmal brauchten wir teilweise länger. Und waren langsam echt genervt.
Ziel erreicht: Aussicht und Käseplatte auf der Piesenhauser Hochalm

Da die Kinderrevolte jeden Moment ausbrechen würde, versprachen wir ihnen, zur nächsten bewirteten Alm zu gehen. Egal, wo sie war. Also verwarfen wir den Hochplatten-Plan und bogen in Richtung „Piesenhauser Hochalm“ ab.
Eine sehr gute Entscheidung. Zwar bogen wir wegen eines Baumstammes, der den Weg versperrte, falsch ab und wählten den kurzen, schweren Weg querfeldein, erreichten aber auch so die Bergwachthütte. Von hier aus war es nicht mehr weit und man konnte ab jetzt die Alm schon sehen.

Wir mussten noch einmal durch eine Kuhherde, die den Weg versperrte. Aber die Kühe waren so entspannt, dass auch das kein Problem war.
Die Aussicht auf Chiemsee und Kampenwand war die Strapazen wert. Auf der Piesenhauser Hochalm gab es eine gescheite Käseplatte und wir machten eine ausgiebige Pause.
Rückweg nach Mühlau – mit müden Beinen zum Wasserfall

Das war auch bitter nötig. Denn der Rückweg hatte es ebenso in sich. Da der Weg recht steil war, wurden unsere Muskeln noch einmal so richtig auf die Probe gestellt. Besonders der – eigentlich sehr reizvolle – Weg über die Almwiese zur Oberbrunstalm forderte uns, weil wir über die kleinen Kiesel immer wieder ins Rutschen gerieten.

Vielleicht, weil wir schon so genervt waren, schafften wir den Abstieg in zwei Stunden. Zur Belohnung packten wir unser Badezeug und gingen noch in der Gumpe vom Wasserfall baden. Der Wasserfall ist zwischen Wuhrsteinhaus und Wanderparkplatz Mühlau. Ein echtes Highlight. Die Gumpe ist tief genug, um ins eiskalte Wasser zu springen. Und der Wasserfall im schattigen Wald ein wahrer Kraftort.
Infobox: Wanderung vom Wuhrsteinhaus zur Piesenhauser Hochalm

Startpunkt | Wanderparkplatz Mühlau (Schleching) |
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Zwischenziel | Oberauerbrunstalm (967 m) |
Endziel | Piesenhauser Hochalm (ca. 1.360 m) |
Gesamtlänge | ca. 14–15 km (Hin- und Rückweg) |
Gehzeit gesamt | ca. 6 Stunden (inkl. Pausen) |
Höhenmeter gesamt | ca. 950 m Auf- und Abstieg |
Schwierigkeit | leicht bis mittelschwer |
Kindergeeignet | Ja, mit Motivation, Pausen und Jause |
Einkehrmöglichkeiten | Piesenhauser Hochalm (Mai–Okt), Oberauerbrunstalm (an Wochenenden) |
Besonderes Highlight | Baden in der Gumpe beim Wasserfall |
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